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Am 4. März gingen Frauen in mehreren Städten weltweit auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Im Bild: March4Women in Warschau.

Foto: Agencja Gazeta/Jacek Marczewski via REUTERS

In Steven Spielbergs Film "Die Verlegerin" über die Veröffentlichung der Pentagon Papers durch die "Washington Post" gibt es aus Frauensicht eine Schlüsselszene. In dieser bereitet sich Herausgeberin Katharine "Kay" Graham, gespielt von Meryl Streep, akribisch auf eine wichtige Sitzung des Aufsichtsrats vor und kommt gar nicht dazu zu reden, weil ihr diese Männer das Wort abschneiden. Nach der Sitzung verlassen sie in geschlossener Reihe den Saal und besprechen die Zukunft der Zeitung – Kay Grahams Zeitung. Sie läuft hinterher. Erst Schritt für Schritt wächst sie als Verlegerin – zum großen Nutzen der "Post".

In diesen Ansichten eines männlich dominierten Newsbusiness ist der Film heute so aktuell wie Anfang der 1970er-Jahre. Ähnlich rar wie damals sind starke Verlegerinnen im Tageszeitungsgeschäft. Der Frauenanteil in Führungspositionen ist zwar gestiegen – von Geschlechterparität kann aber noch lange nicht die Rede sein.

Fehlende Gleichstellung

Jahr für Jahr wird zum Frauentag, auch an dieser Stelle, die fehlende Gleichstellung angeprangert. Wir geißeln Politik und Gewerkschaft für die klaffende Gehaltsschere, Kammern und Institutionen für ihren Männerüberhang, börsennotierte Unternehmen für ihre Bockigkeit gegenüber Frauenquoten in Aufsichtsräten und Vorstandsetagen. Wir fordern, wir verlangen, wir sagen, dass es reicht. Und im nächsten Jahr tun wir es wieder.

Wir müssen aber auch reflektieren, was wir täglich tun – oder nicht tun. Dass das alljährliche Mahnen am Weltfrauentag, das so vielen auf die Nerven geht, immer noch notwendig ist, liegt auch an den Medien selbst. Auf dem Zeitungsboulevard etwa wird offener Sexismus unverdrossen als Ausdruck von Meinungsfreiheit zelebriert. In der Krone werden bestimmte Politikerinnen, "zufällig" allesamt Feministinnen, systematisch zu Feindbildern stilisiert und der Lächerlichkeit preisgegeben. Wären alle einig, dass solche Kampagnen weder etwas mit Pressefreiheit noch mit Informationsauftrag zu tun haben, wäre die "Krone" die Presseförderung längst los. Stattdessen wird sie von Politikern aller Couleurs hofiert.

Tiefverwurzeltes Denken

Auch in Qualitätsmedien läuft längst nicht alles rund. Die Rede ist nicht von verkrampftem Gendern um jeden Preis. Es geht um jenes tiefverwurzelte Denken, das vom Mann als Norm und von der Frau als Ausnahme ausgeht. Auch problembewusste Journalistinnen und Journalisten sind davor nicht gefeit.

Wenn die Deadline droht, rufen wir dann doch wieder den Experten an, der immer für einen "Sager" gut ist, statt uns nach der Expertin umzusehen, die ebenso Interessantes zu sagen hätte, aber im Hintergrund bleibt. Wer freilich zu Wort kommt, wird auch ins Bild gerückt – mitunter entstehen dann mediale Realitäten ohne Frauen.

Auch im STANDARD kommt das vor – obwohl uns Gleichstellungsthemen, das Bemühen, Frauen vor den Vorhang zu holen, und sprachliche Behutsamkeit seit Beginn Anliegen sind.

Um (auch uns selbst) einen Denkanstoß zu geben, drucken wir in der heutigen Printausgabe und zeigen auf derStandard.at ausschließlich Fotos mit Frauen im Zentrum. Wo dies gar nicht möglich ist, verwenden wir Symbolbilder. Das rettet nicht die Welt, aber viele kleine Schritte machen auch einen langen Weg. So wie das Aufstehen, Aufzeigen, Anprangern bei Diskriminierung durch immer neue Generationen von Frauen in Summe Fortschritt bringt. Oder zumindest Rückschritte verhindert.

Das immerhin ist eine beruhigende Perspektive. (Petra Stuiber, 8.3.2018)