Wien – Von den F&E-Ausgaben des Bundes 2017 wurde nach Berechnungen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) nicht einmal ein Viertel (0,8 Mrd. Euro) im Wettbewerb vergeben, das Gros (2,8 Mrd. Euro) ging in institutionelle und indirekte Forschungsförderung. FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth plädierte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag dafür, das wettbewerbliche Segment zu vergrößern. Unterstützung erhielt sie von IHS-Chef Martin Kocher.
"Wir nehmen für uns in Anspruch, das Gegenteil von einer Gießkanne zu sein. Wir sind ein starker Wasserstrahl, der fokussiert Wirkung entfaltet", begründete Egerth ihren Wunsch nach mehr im Wettbewerb vergebenen Mitteln bei der Bilanz-Pressekonferenz der FFG. Kocher plädierte für mehr wettbewerbliche Finanzierung in allen Bereichen. Auch innerhalb des Universitätsbereichs – mit 44 Prozent der größte Anteil an den Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung (F&E) – könne man diesen Faktor ausbauen.
Angesichts der Tatsache, dass mit den Exporten und Investitionen die derzeit wichtigsten Wachstumstreiber mit den F&E-Ausgaben zusammenhängen, sprach sich Kocher für eine "wirkungsorientierte Forschungs- und Technologie-Politik" aus. Die Forschungsausgaben müssten weiter steigen, "es ist noch nicht genug, um zu den Innovations-Leadern vorzustoßen". Zudem müsse der Standort so attraktiv gestaltet werden, dass man Humanressourcen aus dem Ausland anziehe, "da geht es auch um die generelle Kultur, offen zu sein".
Appell an Bundesregierung
Doch der Anteil der FFG an den Forschungsausgaben des Bundes ist seit 2008 von 18 Prozent auf 13 Prozent (2017) gesunken. Das sei angesichts der "Additionalität und Hebelwirkung der FFG-Förderungen bedauerlich", sagte FFG-Geschäftsführer Klaus Pseiner und appellierte an die Regierung, "die Bedeutung der FFG an den Ausgaben sichtbarer zu gestalten".
Auch wenn die FFG für 2018 noch kein Budget hat, schaue es für das laufende Jahr nicht schlecht aus, sagte Pseiner. Allerdings gebe es angesichts einer neuen Ausschreibung für das Kompetenzzentrenprogramm COMET einen Einmaleffekt. Mittelfristig hofft man in der FFG auf einen "neuen Aufwärtstrend".
2017 wurden 562 Mio. Euro (2016: 522 Mio. Euro) Förderung für Forschungsprojekte genehmigt und 3.775 Projekte bewilligt. 68 Prozent der Mittel (381 Mio. Euro) gingen an Unternehmen (161 Mio. Euro davon an KMU), 80 Mio. Euro (14 Prozent) an Hochschulen, 48 Mio. Euro (9 Prozent) an Forschungseinrichtungen und 43 Mio. Euro (8 Prozent) an Kompetenzzentren.
Digitalisierung als roter Faden
Thematisch ging das größte Stück vom Kuchen in den Bereich "Produktion" (130 Mio. Euro; 24 Prozent) gefolgt von Informations- und Kommunikationstechnologie (118 Mio. Euro; 21 Prozent), Energie und Umwelt (84 Mio. Euro; 15 Prozent) und Mobilität (70 Mio. Euro; 12 Prozent). Das Thema Digitalisierung ziehe sich dabei durch alle Bereiche und habe eine "dominante Rolle", sagte Egerth. "Jeder zweite Förder-Euro wird in Digitalisierungsprojekte investiert."
66 Prozent der FFG-Förderung gehe in Projekte, in denen Hochschulen bzw. Forschungseinrichtungen mit Unternehmen kooperieren. "Damit ermöglichen wir den Strukturwandel", sagte Pseiner unter Hinweis darauf, dass ein Drittel der Unternehmen dabei in neuen Feldern aktiv würde und jährlich rund 200 neue Produkte auf den Markt kämen, die direkt auf FFG-Projekten basieren. Im Zeitraum 2015 bis 2017 seien 4.590 Unternehmen Kunden der FFG gewesen, 2.092 davon erhielten erstmals eine Förderung.
Vom Kundenstock der Gesellschaft sei eine Spitzengruppe von rund 50 Unternehmen in der Forschung hochaktiv und langfristig orientiert, rund 500 Betriebe würden laufend F&E-Tätigkeiten durchführen. Rund 4.000 seien Einsteiger oder fallweise forschungsaktiv. Auf diese unterschiedlichen Zielgruppen reagiere man mit einem differenzierten Angebot. (APA, 8.3.2018)