Was den Mond zur Walnuss macht: Eine "Naht" zieht sich um den Großteil des Äquators.
Foto: NASA

Baltimore – Mit gut 1.400 Kilometern Durchmesser ist Iapetus der drittgrößte Mond des Saturn. Seine Dichte ist gering: Astronomen vermuten, dass der in eine dunkle und eine helle Hemisphäre unterteilte Mond zum größten Teil aus Wassereis besteht, in das verhältnismäßig geringe Mengen von Gestein eingebettet sind.

Dass der Mond gerne als "walnussförmig" bezeichnet wird, liegt daran, dass sich eine Art Gebirgskamm zu zwei Dritteln um den Äquator zieht wie die "Naht" zwischen den Nussschalenhälften. Damit dieser Gebirgsgürtel die Silhouette des Mondes prägen kann, muss er wahrhaft überproportional sein: Er ist etwa 20 Kilometer breit und an manchen Stellen auch 20 Kilometer hoch. Umgelegt auf die Größenverhältnisse der Erde, müsste ein Gebirge bei uns 100 Kilometer in den Himmel ragen, um einen vergleichbaren Effekt zu erzielen.

Der verschwundene Ring

Hypothesen zur Entstehung dieses gigantischen Phänomens gibt es verschiedene, und die spektakulärste erhält nun durch eine aktuelle Studie Auftrieb: Es könnte sich dabei um die Reste eines ehemaligen Rings handeln, der auf den Mond gestürzt ist. Ringsysteme sind nicht auf die Gasriesen beschränkt: Zum Beispiel ist auch der kaum 250 Kilometer durchmessende Asteroid Chariklo von zwei Eisringen umgeben.

Angela Stickle von der Johns Hopkins University hat mit ihrem Team in Simulationen durchgerechnet, was geschehen würde, wenn ein hypothetischer Eisring auf Iapetus abstürzt. Laut den Forschern käme das Ergebnis nicht einem Bombardement wie durch Asteroiden oder Kometen gleich. Das Ringmaterial zöge ja nicht auf einer unabhängigen Bahn dahin, sondern wäre bereits gravitativ an den Mond gebunden. Die Einzelbestandteile des instabil gewordenen Rings würden also in einer Abwärtsspirale den Mond noch mehrmals umkreisen und schließlich in flachem Winkel einschlagen.

Das Ergebnis wäre zwar alles andere als eine sanfte Landung, aber eben auch kein flächendeckendes Bombardement. In der Simulation verwendeten die Forscher Brocken von einem Meter bis zu einem Kilometer Größe. Und zumindest auf dem Rechner produzierten diese selten tiefe Einschlagskrater, sondern überstanden oft den Aufschlag. Das abgestürzte Material begann sich aufzuhäufen und bildete schließlich eine Formation, die der auf Iapetus vorhandenen tatsächlich ähnelte. (jdo, 10. 3. 2018)