In einer "schlechten, aggressiven Stimmung" und "auf seine gesamte Lebenssituation wütend" sei er gewesen – das bot ein 23-jähriger Afghane den Kriminalbeamten als Erklärung, warum er in Wien vier Menschen niedergestochen habe. Ein Motiv, das ihm vor Gericht wohl keine Sympathien bringen wird und hektoliterweise Wasser auf die Mühlen jener ist, die schon immer vor den unzivilisierten barbarischen Ausländern gewarnt haben.

Keine Frage, für Wiener Verhältnisse ist so ein Amoklauf ein außergewöhnlicher Fall. Doch ist er auch ein Grund, das Haus nur noch in stichsicherer Weste zu verlassen? Nein, und das, obwohl Auseinandersetzungen in den vergangenen Jahren immer öfter mit Waffen ausgetragen werden, wie das Bundeskriminalamt weiß.

Denn das Problem ist nicht der Bauchstich, den ein Unbeteiligter erleidet, der ist noch immer die absolute Ausnahme. Das Problem sind die Klappmesser und Eisenstangen, mit denen vornehmlich (multi)ethnische Jugendgruppen ihre Konflikte untereinander austragen. Die bleiben allerdings meist unter sich. Ähnlich wie bei Gewalt im Rotlichtmilieu, die praktisch nie Kollateralschäden hervorruft, selbst wenn Etablissements abgefackelt werden.

Ziel muss es natürlich sein, auch jungen Afghanen und Tschetschenen klarzumachen, dass sie bei Waffeneinsatz mit dem Leben spielen – mit dem des Opfers und indirekt ihrem eigenen. Mit Panik wird man da aber nicht weit kommen. (Michael Möseneder, 8.3.2018)