Wie eine Karawane ziehen die Fädenzieher hinter den Kryptogeld-Pyramidenspielen weiter. Ist ein Markt abgearbeitet, folgt ein neuer Name.

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Wien – Seit die Auszahlungen beim mutmaßlichen Bitcoin-Betrug Optioment gestoppt wurden und die drei österreichischen Vermittler die zwei mutmaßlichen Hintermänner angezeigt haben, steht das System. Wie berichtet, haben nun 70 Anleger, die um ihr Geld geprellt wurden, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht.

Damit sollen Ermittlungen – auch gegen die involvierten heimischen Vermittler – auf den Weg gebracht werden. Bei der Staatsanwaltschaft heißt es dazu, dass die Anzeige noch geprüft werde. Dass das System unter anderem Namen offenbar weiterläuft, ergibt sich aus der Tatsache, dass sich Optioment-Kunden mit ihren Daten auf bitleys.com einloggen können, ohne sich dort vorher registriert zu haben.

Das Optioment-ähnliche System Questra ist anscheinend nicht zu stoppen – obwohl vor diesem Anbieter bereits mehrere Aufsichtsbehörden in Deutschland, Österreich, Belgien und Liechtenstein gewarnt haben und eine kleine Internet-Recherche schon zu großen Zweifeln führen müsste.

Keine Lizenzen

Weder Questra noch Agam (jenes Unternehmen, das die Veranlagungen für Questra machen soll) haben bei den genannten Aufsichtsbehörden eine Lizenz beantragt, um Finanzdienstleistungen erbringen zu dürfen. Das wird aber von Questra und seinen Support-Leuten immer wieder behauptet. Das Warten auf die Lizenz sei auch der Grund für Auszahlungspausen.

Questra soll seinen Ursprung in Russland haben und von dort auch den europäischen Markt abgegrast haben. Ende des Vorjahres sei die Karawane weiter nach Asien gezogen, heißt es, auch, weil die Behördenwarnungen sich häuften. Dazu passt, dass es Ende Februar in Dubai eine "Questra World International Conference" gegeben haben soll. 300 Gäste seien dafür ins Hotel Atlantis The Palm geladen worden.

Echtheit wird vorgegaukelt

Mit diesen noblen Events wird die Echtheit des Systems vorgegaukelt. Europäische Questra-Anleger werden indes auf Five Winds Asset Management verwiesen. Scheinbar steht man bei Questra auch zur Umbenennung. Diese sei notwendig geworden, weil man so erfolgreich und groß geworden sei, dass alle weltweiten Aktivitäten nun unter einem neuen Namen zusammengefasst werden sollen. So zumindest erklären es Questra-Agenten ihren Kunden, wie ein Kenner der Szene dem Standard berichtet.

Beim Blick auf die Homepage von Five Winds Asset Management fällt auf, dass es – so wie bei bitleys.com – kein Impressum gibt. Wer die deutsche Version der Homepage ansieht, kann ein sprachliches Wunder erleben. Dort ist dann von "erfolgreicher Erfahrung in der internationalen Unternehmensberatung in breiter Richtung, Organisation des Rückzugs von Unternehmen zum Auslandsmarkt und IPO" die Rede. Seriös klingt das nicht.

Im Internet macht derzeit auch die Nachricht die Runde, dass der vermeintliche Kopf hinter Questra, ein gewisser Pavel K., Anfang Februar in Russland verhaftet wurde. K. soll durch Questra / Agam / Five Winds und andere Unternehmen mehr als 30 Millionen Dollar in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Nach der Verhaftung K.s soll das "offizielle Gesicht" von Questra World, ein gewisser Jose M. G., abgetaucht sein, die Fahndung läuft, heißt es.

Krypto-Abzocker Onecoin

Eine andere mutmaßliche Krypto-Abzocke namens Onecoin treibt ihr Unwesen ebenfalls in Europa. Im Vorjahr hat die deutsche Aufsicht sämtliche zu Onecoin gehörende Firmen angewiesen, die Geschäfte in Deutschland einzustellen. In Bulgarien – dort gibt es laut Onecoin-Homepage ein Büro – ermittelt die Staatsanwaltschaft zu dem als Pyramidenspiel verdächtigten System. Im Jänner soll es erste Hausdurchsuchungen gegeben haben.

Beworben wird nun die Crypto Group, womit wohl ein neues mutmaßliches Betrugsnetzwerk droht. Kenner der Szene berichten davon, dass bei Veranstaltungen führende Onecoin-Mitarbeiter für das neue System werben. (Bettina Pfluger, 9.3.2018)