Lille – Der frühere Chefstratege von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, tritt als Überraschungsgast beim Parteitag der französischen Front National (FN) auf. Bannon werde am Samstag in Lille zu den Anhängern der rechtspopulistischen Partei reden, kündigte FN-Vizepräsident Louis Aliot an. Dabei werde Bannon auch mit Front-National-Chefin Marine Le Pen zusammentreffen.

Nach Angaben der "New York Times" vom Samstag reist Bannon derzeit durch Europa. Sein Ziel sei es, Strukturen für eine "weltweite populistische Bewegung" aufzubauen. Bannon sagte dem Blatt, die Front National habe ihn zu dem Parteitag eingeladen.

FN-Vize Aliot schrieb dazu auf Twitter, Bannon verkörpere "die Ablehnung des Establishments". Er verstehe "den Willen der Völker, ihr Schicksal wieder in die Hand zu nehmen". Diese Einschätzung teile Bannon sowohl mit Trump als auch mit dem Vorsitzenden der italienischen Lega, Matteo Salvini.

Die fremdenfeindliche Lega beansprucht die Regierungsbildung in Italien, seit sie bei der Parlamentswahl stärkste Kraft in einem Rechts-Bündnis mit Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi geworden ist.

In dieser Woche hatte sich auch die Chefin der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Alice Weidel, mit Bannon getroffen. Die Unterredung soll in einem Züricher Hotel stattgefunden haben. "Ich war überrascht über Bannons profunde Kenntnisse über die deutsche Innenpolitik und auch über sein Wissen über die AfD", sagte Weidel dazu dem Magazin "Focus". Man wolle weiter in Kontakt bleiben, um den Gedankenaustausch fortzusetzen.

Marine Le Pen will ihre Front National bei dem zweitägigen Parteitag grundlegend neu ausrichten. Sie will am Sonntag einen neuen Parteinamen vorschlagen und strebt eine Öffnung für neue Bündnisse an, unter anderem mit dem bürgerlichen Lager. Mittelfristiges Ziel ist ein Sieg bei der französischen Präsidentschaftswahl 2022. Zunächst aber soll die FN bei der Europawahl im kommenden Jahr wieder stärkste Kraft werden, wie bereits 2014.

Am Samstag geht es bei dem Parteitag zunächst um eine Neubestimmung in der Europapolitik: Unter anderem soll die Frage erörtert werden, ob die Partei mit der Forderung nach einem Euro-Austritt in die EU-Wahl geht. Am Sonntag stellt sich Marine Le Pen zur Wiederwahl als Parteivorsitzende. (APA, AFP, 10.3.2018)