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Falls es wirklich zu den geplanten Treffen kommen sollte, machen die Pressefotografen hoffentlich Bilder auf Vorrat: Den Zeitungen gehen bereits die Illustrationen aus

Foto: AP/Ahn Young-joon

Washington – US-Präsident Donald Trump geht davon aus, dass Nordkorea seine Zusagen im Vorfeld der geplanten Begegnung mit Staatschef Kim Jong-un im Mai einhält. "Nordkorea hat seit dem 28. November 2017 keine Raketentests mehr durchgeführt und versprochen, das während unserer Treffen weiter so zu halten", twitterte Trump am Samstag. "Ich glaube, sie werden dieser Verpflichtung nachkommen!"

Der US-Präsident versuchte damit offenbar verbreiteter Skepsis entgegenzutreten, dass Kim tatsächlich zu einer Denuklearisierung Nordkoreas bereit ist. Auch hatte es bei Experten Verwunderung ausgelöst, dass Trump die am Donnerstag durch Südkorea übermittelte Einladung des Staatschefs zu einem Treffen sofort angenommen hatte – ohne weitere Sondierungen oder eine sichtbare Strategie.

Verwirrung um Sprecherinnen-Aussage

So hatte Trump-Sprecherin Sarah Sanders am Freitag mit einer Äußerung, nach der Nordkorea vor einem Treffen zwischen Trump und Kim konkrete Schritte zu einer Denuklearisierung unternehmen müsse, Verwirrung ausgelöst. Das Weiße Haus war danach um die Klarstellung bemüht, dass es sich um keine zusätzlichen Vorbedingungen handle.

Mit der Äußerung seien lediglich betont worden, dass es Konsequenzen hätte, wenn Kim entgegen seinen Versprechen doch wieder Tests durchführen oder versuchen würde, für Ende März geplante gemeinsame amerikanisch-südkoreanischen Militärübungen zu stören.

Trump telefonierte mit Abe

Trump telefonierte inzwischen auch mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe. Dieser sei "sehr begeistert" über den bevorstehenden Dialog mit Nordkorea, schrieb Trump am Samstag ebenfalls auf Twitter. Zuvor hatte der Republikaner auch mit Chinas Staatschef Xi Jinping telefoniert, der ihm nach seinen Angaben seine Anerkennung darüber aussprach, "dass die USA lieber daran arbeiten, das Problem diplomatisch zu lösen anstatt die ominöse Alternative zu wählen".

Trump schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, es bahne sich ein "Deal" mit Nordkorea an. Werde die Vereinbarung abgeschlossen, werde es "eine sehr gute für die Welt sein". Zeitpunkt und Ort des Treffens würden noch festgelegt. Nach Angaben der südkoreanischen Regierung soll die Begegnung bis Ende Mai stattfinden.

Trump telefonierte am Freitag zudem mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. Beide seien sich einig gewesen, dass der Druck auf und die Sanktionen gegen Nordkorea fortbestehen sollten, erklärte das Weiße Haus. Der Druck auf Pjöngjang solle so lange aufrechterhalten werden, bis Nordkorea deutliche Schritte hin zu einer "kompletten, überprüfbaren und unumkehrbaren Denuklearisierung" der koreanischen Halbinsel unternommen habe.

China ist der wichtigste Verbündete Nordkoreas, hat sich an den internationalen Sanktionen gegen das Land aber bis zu einem gewissen Grad beteiligt. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete über das Telefonat, Xi habe die Dialogbereitschaft des US-Präsidenten gelobt: Es sei positiv, dass "der richtige Weg des Dialogs beschritten werde".

"Unberechenbarer Führer"

Zugleich rissen die Mahnungen an den US-Präsidenten nicht ab. "Das ist nicht (Trumps frühere Reality-Serie) 'The Apprentice' oder ein Reality-TV-Event", mahnte der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Bill Richardson, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. "Das ist eine Verhandlung mit einem unberechenbaren Führer, der mindestens 20 Atomwaffen hat und die USA bedroht."

Das Treffen sei den Versuch wert, zugleich aber ein "riesiges Wagnis", sagte der erfahrene Diplomat. Er mache sich Sorgen über Trumps mangelnde Vorbereitung und "fehlende Disziplin".

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, bezeichnete das geplante Treffen in der "Bild"-Zeitung vom Samstag als "gute Nachricht". Ein Gespräch sei aber noch "kein Verhandlungsdurchbruch". Außerdem wäre ein Treffen Kims mit Trump ein "enormer propagandistischer Erfolg für Pjöngjang".

Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton – Trumps unterlegene Rivalin bei der Präsidentschaftswahl 2016 – warnte in der niederländischen Zeitung "Algemeen Dagblad", die US-Regierung sehe nicht die "Gefahr" direkter Gespräche mit Pjöngjang. Es fehle den USA derzeit an erfahrenen Diplomaten. (APA, APF, 10.3.2018)