1. ORF-3-Stammtisch mit Bier und Wein, ohne Rauch und Moderator

Der öffentlich-rechtlichste aller ORF-Sender lernt von der Privatwirtschaft, möchte man meinen: ORF 3 plant ein Talkformat, das ohne Moderator auskommen soll. Erinnert Sie das nicht an die Aufsehen erregendste TV-Konfrontation des an Aufsehen und Spannung nicht armen Wahlkampfs um das Amt des Bundespräsidenten? Norbert Hofer vs. Alexander Van der Bellen? VdBs Scheibenwischer als Reaktion auf Hofers Vorwürfe von Unehrlichkeit, Aggressivität und Lüge?

Legendär: Hofer vs. Van der Bellen unmoderiert im Mai 2016.
Foto: APA/HANS PUNZ

Das Format der unmoderierten Konfrontation war am Scheitern nicht schuld. Man muss nur Leute einladen, die miteinander reden wollen, schrieb Colette M. Schmidt damals in ihrem TV-Tagebuch über die Debatte der Präsidentschaftskandidaten. Also muss ORF 3 nur Menschen finden, die miteinander reden wollen. Die Bereitschaft zur Kommunikation kann Alkohol – in Maßen genossen – fördern. ORF-3-Chefredakteurin Ingrid Thurnher kann sich im STANDARD-Interview durchaus vorstellen, dass im unmoderierten Talkformat ihres Senders Bier und Wein serviert werden. Ich bin nicht sicher, ob solche Rahmenbedingungen den Stammtisch Hofer gegen Van der Bellen verbessert hätten.

Rauchen am ORF-3-Stammtisch schließt Thurnher indes kategorisch aus. Womit sie schon ein viel versprechendes Thema für das Format hätte. Ein selbstreflexives zudem, wie es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade in diesen Tagen, Wochen und Monaten besonders, ja geradezu existenziell wichtig ist.

2. Wrabetz hier, Wrabetz da

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, hoffentlich wieder bei Stimme, hat diese Woche einen streckenweise recht dichten Zeitplan – wenn es bei der Planung blieb.

Dienstagabend sollte er sich in München an der Seite des ARD-Vorsitzenden und BR-Intendanten Ulrich Wilhelm dem Handelsblatt-Autor und quasi Meta-Medienjournalisten Hans-Jürgen Jakobs sowie dem langjährigen Handelsblatt-Medienredakteur und in Wien stationierten Korrespondenten Hans-Peter Siebenhaar stellen. Das Thema war klug allgemein gewählt noch vor der Nobillag-Abstimmung in der Schweiz und gilt auch danach noch prächtig: "Der Kampf um Milliarden, Macht und Markt".

Mittwoch recht früh wird erstmals der neue Stiftungsrat in türkis-blauer Mehrheit den amtierenden ORF-General anhören – fürs Erste zu einer Klausur, keiner Beschlusssitzung. Die kommt dann nach einem Finanzausschuss am Montag in einer Woche und einem Programmausschuss am Mittwoch 8 Tage später am 22. März.

Leserinnen und User der Etat-Wochenschau ahnen an dieser Stelle, dass ich kommende Woche eine Pause einlegen möchte. Auch wenn ORF-Betriebsrat und ORF-Chef denn doch gerade dann zu dem Punkt kommen, dass es nun aber wirklich und echt Channel Manager und Channel-Chefredakteure für ORF 1 und ORF 2 geben soll, und die Jobs jetzt aber wirklich einmal ausgeschrieben werden, auch wenn der eine oder die andere Fixstarterin längst nicht mehr so wirklich an diesen Jobs interessiert sind. (Darf ich Ihnen und vor allem mir 10 bis 100 manches sagende Links dazu ersparen? Als Wochenschau-Aficionadas/os kennen Sie sich da eh besser aus als ich).

Womöglich lädt in diesen Tagen ja auch der Bundeskanzler ein zu Vorschlägen für die Mandate im Publikumsrat des ORF, die ÖVP und FPÖ in ein paar Wochen die Zweidrittelmehrheit im tatsächlich (jedenfalls bis zu einem neuen ORF-Gesetz) entscheidenden ORF-Stiftungsrat sichern. Wie das geht, finden Sie hier, falls es Sie wirklich interessiert, in einer, zugegeben, ziemlich vergrößerungsbedürftigen Grafik.

Bei der Klausur des Stiftungsrats am Mittwoch soll es um das 303-Millionen-Bau- und Sanierungsprojekt Küniglberg und den "Plan B" dafür gehen, zudem zum Beispiel um die digitale Zukunft des größten österreichischen Medienkonzerns.

3. Terminator und Trump

Wo wir schon bei der digitalen Zukunft sind: Was war das doch gleich mit "Terminator befreit Trump" im Wochenschau-Titel? Arnold Schwarzenegger hat gerade seine nicht mehr ganz neue Feindschaft mit seinem – na ja – Parteifreund Donald Trump beim South-by-Southwest-Festival (SXSW) kultiviert.

Wenn Arnold Schwarzenegger schon einmal da ist, möchte man schon wissen, was David Cameron für den nächsten "Terminator"-Film plant, den er ab Sommer 2018 dreht. Die steirisch-kalifornische Eiche antwortet: "The T800 travels back to 2019 to get Trump out of prison!" Mehr auf Deadline.com.

4. 1.094 Euro für ein Zeitungsabo

Bleiben wir doch gleich in den USA, wenngleich ein paar Meilen ostwärts von Schwarzeneggers Kalifornien, und ein wenig südöstlicher als New York. Nun sind wir Abonnenten von gedruckten Zeitungen ja schon eine Weile gewöhnt an regelmäßige Steigerungen des Abopreises (ersparen Sie mir Links auch dazu). Der "Boston Globe" hat mich aber denn doch ein bisschen überrascht.

1.350 Dollar könnte ein Abo des "Boston Globe" schon bald kosten, entnehme ich der an Lesenswert schwer zu überbietenden Seite des NiemanLab. Im Jahr, hochgerechnet vom Wochenpreis, avisiert vom Call Center der Bostoner Zeitung. Also, frisch umgerechnet, 1094 Euro.

Ich bin da erst ein bisschen erschrocken. Aber: Die "New York Times" kostet Menschen, die sie sieben Tage die Woche gedruckt und aktuell auf die Türmatte serviert wollen – zum Beispiel in Ohio – auch mehr als tausend Dollar. Da hab' ich mich ein bisschen umgeschaut zum Thema Printabos und Qualitätsmedien.

Wochenschau-Quiz: Was kostet es, wenn Sie die "Süddeutsche Zeitung" außerhalb Europas gedruckt abonnieren wollen? In der Etat-Wochenschau gibt es ohnehin nichts zu gewinnen – also gleich die Auflösung: 1.831,68 Euro. In Europa außerhalb Deutschlands ist die gedruckte "SZ" um 910,08 Euro zu haben. In Deutschland um 747,65 Euro und in Bayern um 724,61. Den STANDARD gibt's übrigens täglich gedruckt um 44 Euro im Monat – das müssten rein rechnerisch im Jahr und ohne allfällige Abschläge dann 528 Euro sein.

Und wer liest das alles? Wenn Sie wissen wollen, wieviele Entscheidungsträger Österreichs Zeitungen lesen, und das auch noch auf Befragung zugeben, dann wird diese Woche eine Woche der (partiellen) Aufklärung. Am 15. März wird die Leseranalyse Entscheidungsträger präsentiert. erstmals (soweit ich das überblicke) mit Daten über die Nutzung in gedruckter Form, online, und beides. Ich bin schon einmal gespannt.

Die Zeitungsleserinnen und -leser ganz allgemein, aber gedruckt, wird die Media-Analyse für 2017 am 5. April kundtun. Ich freue mich schon einmal vor auf diesen Donnerstag, zumindest so sehr wie auf jede Media-Analyse.

Und wo wir schon bei Daten und originär gedruckten Printmedien sind: Der Schweizer Medienkonzern Tamedia, der immerhin eine Sperrminorität an "Heute" und die Mehrheit an heute.at hält, wird am Dienstag seine Bilanz vorlegen. Ich bin gespannt.

5. Kennen Sie den MÖ?

MÖ ist die Abkürzung eines Vereins namens Medienjournalismus Österreich. Am Dienstag wird er sich generalversammeln. Und ich könnte mir vorstellen, dass er das Gründungsmitglied Isabella Wallnöfer ("Die Presse") verdientestermaßen zur neuen Präsidentin wählt. Ich jedenfalls (derzeit Schriftführer-Stellvertreter) stimme dafür.

6. Wo ist Wallentin-TV?

"Krone bunt"-Kolumnist Tassilo Wallentin hat für März 2018 eine Videokolumne angekündigt die ihn davon abgehalten habe, Verfassungsrichter zu werden. Ich habe sie nicht gefunden, sachdienliche Hinweise an das Wochenschau-Aufnahmestudio – soll heißen: einfach posten, danke! (Harald Fidler, 12.3.2018)