Auch 2018 könnten viele Österreicher wieder ihren Energieanbieter wechseln, um Kosten zu sparen.

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Wien – 16 Jahre nach dem Startschuss zur Liberalisierung der Gasmärkte und 17 Jahre nach Öffnung der Strommärkte in der Europäischen Union kommt auch in Österreich zunehmend Bewegung in den Markt. 2017 haben österreichweit mehr als 340.000 Kunden (plus 19 Prozent) ihren Energieanbieter gewechselt. Und einiges deutet darauf hin, dass der Rekord aus dem Vorjahr heuer noch getoppt werden wird. Grund: Die Einsparpotenziale, die bei der Wahl eines günstigeren Anbieters von Strom und/oder Gas realisiert werden können, sind weiter sehr hoch.

Nach Angaben der Regulierungsbehörde E-Control gibt es das höchste Einsparpotenzial bei Strom derzeit in Oberösterreich. Dort kann ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) bei einem Wechsel zum günstigsten Anbieter inklusive Neukundenrabatt im ersten Jahr rund 320 Euro an Stromkosten sparen. Ohne Neukundenrabatt sind es laut E-Control immerhin noch 220 Euro. Bei Gas ist das Einsparpotenzial mit 650 Euro (inklusive Rabatt im ersten Jahr) in Klagenfurt am größten. Ohne Neukundenrabatt erspart sich ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Gasverbrauch von knapp 15.000 kWh im Jahr rund 300 Euro.

Wechsel aufgrund des Preises

Dass der Preis ein wichtiges Argument für einen Wechsel ist, zeigt eine Umfrage, die vom E-Control-Vorstandsduo Werner Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer bei der Präsentation des Jahresberichts am Montag vorgestellt wurde. Von den 25 Prozent jener Befragten, die bereits einmal ihren Lieferanten gewechselt haben, sagten 87 Prozent, sie hätten das wegen des günstigeren Preises gemacht. Die Stichprobe der vom Marktforscher Peter Hajek durchgeführten Umfrage umfasste 1.000 Haushalte. Bei der letztjährigen Umfrage nannten noch 80 Prozent der Befragten den Preis als Grund.

Den Spielraum für eine weitere großflächige Senkung der Strom- und Gaspreise sieht die E-Control wegen des bereits sehr tiefen Preisniveaus beschränkt. Umso interessanter sei es für Haushalte sowie Industrie- und Gewerbekunden, durch Optimierung des Bezugs von Strom und Gas ihre Energierechnung zu verkleinern.

Insgesamt sind derzeit rund 150 Stromlieferanten am heimischen Strommarkt tätig. Je nach Region stünden in der Regel einem angestammten Lieferanten 25 alternative Anbieter gegenüber, in Wien sogar an die 50. Bei Gas hat die E-Control zuletzt 44 verschiedene Lieferanten gezählt. Im Westen Österreichs könnten Kleinkunden mittlerweile zwischen 80 Angeboten von 26 verschiedenen Anbietern wählen, im Osten Österreichs gebe es über 90 verschiedene Angebote von 32 Lieferanten.

Veränderungen bei Eon und RWE

Genau anschauen will sich die E-Control mögliche Auswirkungen auf Österreich, sollte das am Wochenende bekannt gewordene Vorhaben einer Großfusion von Eon und der RWE-Tochter Innogy tatsächlich zustande kommen. Beide sind in Österreich aktiv. Eon hat Gasspeicher (7 Fields in Oberösterreich) und engagiert sich im Gashandel, Innogy ist mit 49 Prozent an der Kärntner Energieholding und damit indirekt an der Kelag beteiligt. "Es hängt davon ab, wer was künftig wo machen will", sagte Urbantschitsch. "Genaueres ist uns auch noch nicht bekannt." Jedenfalls sei ein Zusammengehen von Eon und Innogy ein Fall für die Wettbewerbsbehörde auf EU-Ebene und dann wohl auch in Österreich.

In der Nacht auf Sonntag haben die beiden in Essen beheimateten Stromkonzerne ihr Vorhaben publik gemacht. Demnach soll die RWE-Tochter Innogy von Eon übernommen werden. Dafür soll neben einer Barzahlung von 1,5 Milliarden Euro ein "weitreichender Tausch von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen" erfolgen, hieß es in einer Mitteilung. RWE hatte das eigene Geschäft mit erneuerbaren Energien, Vertrieb und Netz erst im Herbst 2016 unter dem Namen Innogy an die Börse gebracht. Seither hält RWE noch knapp 76,8 Prozent an Innogy. (Günther Strobl, 12.3.2018)