Gerhard Botz, "Nationalsozialismus in Wien. Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung, Kriegsvorbereitung 1938/39", € 34,- / 736 Seiten. Mandelbaum Verlag, Wien 2018.

Cover: Mandelbaum Verlag

Wien – Der emeritierte Professor für Zeitgeschichte der Universität Wien, Gerhard Botz, präsentiert am Dienstag eine überarbeitete und ergänzte Neuauflage seines Standardwerks "Nationalsozialismus in Wien". Das im Mandelbaum Verlag erschienene Buch zeichnet ein umfassendes Bild von "Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung und Kriegsvorbereitung" der Jahre 1938/39.

Seine Grundthese, beim "Anschluss" habe es sich um eine "Machtübernahme von unten, von oben und von außen" gehandelt, erfährt gerade in den unzähligen Veranstaltungen und Medienbeiträgen dieser Tage eine umfassende Bestätigung durch reiches Quellenmaterial. Die Vorgänge der ersten Woche nach dem 11. März 1938 seien "durch einen dreifachen Prozess der Machtübernahme gekennzeichnet" gewesen, so Botz: "Durch eine pseudo-revolutionäre Machtübernahme von unten, eine scheinlegale Machtergreifung von oben und eine übermächtige Intervention von außen".

Botz' Habilitationsschrift, die dem Buch zugrunde liegt, erschien 1978, also vier Jahrzehnte nach dem "Anschluss". Dass seine Arbeit bis heute als grundlegend gelten darf, zeigt die Haltbarkeit seiner Forschungen, die in der Neuauflage mit zwei neuen Unterkapiteln ergänzt wurden, und die weit über die Mechanismen der Machtübernahme hinaus reichen: Was sich in Österreich ereignete, trug zu einer Radikalisierung bei, die Terror und Unterdrückung forcierte und geradewegs in den Krieg mündete. (APA, 12.3.2018)