Abgewrackt wurden im Vorjahr 59.000 Fahrzeuge. Der Großteil kam von Volkswagen, wo Umweltprämie und Verschrottung kombiniert wurden.

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Wien – Gemessen an den Erwartungen im Dezember ist es eine Punktlandung: 59.000 Fahrzeuge wurden der im Besitz von Fahrzeugherstellern und Verschrottern stehenden Arge Shredder im vergangenen Jahr zur Altstoffverwertung und Verschrottung avisiert – rund 10.000 mehr als 2016. Das sei eine ziemlich präzise Schätzung, sagt Walter Kletzmayr vom Branchenverband Arge Shredder in Edt bei Lambach, die endgültige Zahl stehe am 21. März fest, wenn die Meldefrist beim Umweltministerium für 2017 feststehe.

Diesen um 10.000 Fahrzeuge gestiegenen Absatz verdankt die Branche insbesondere den sogenannten Umweltprämien, die beim Dieselgipfel im August von den Importeuren aufgesetzt wurden, um alte Dieselfahrzeuge (bis Abgasnorm Euro-4) aus dem Markt zu nehmen und die Kundschaft zum Kauf neuerer, "sauberer" Fahrzeuge zu animieren.

Großteil der Gebrauchten geht ins Ausland

Dieses Mehr an 10.000 verschrotteten Fahrzeugen hat freilich auch eine Schattenseite: Gemessen an den 353.000 Kfz in Österreich, die jährlich den Besitzer wechseln (exklusive Tageszulassungen), bedeutet es nämlich ein All-Time-High an "entschwundenen" Fahrzeugen. Denn rund 270.000 Pkws werden ins Ausland verkauft, ihre Lebensdauer ist für Österreichs Zulassungsbehörden daher nicht mehr nachvollziehbar.

Das Interesse an Gebrauchtautos wird als "riesengroß" beschrieben, vor allem an PS-starken Premiumfahrzeugen (Audi, Mercedes, VW, Opel). Sie seien in Osteuropa heißbegehrt. In Polen etwa würden für Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro-5 noch immer "Superpreise" gezahlt, obwohl auch Pkws dieser relativ sauberen Abgasklasse seit dem Leipziger Urteil von Fahrverboten betroffen sein könnten. Andererseits wurde gerade bei dieser modernen Fahrzeugkategorie bei den Abgastests für die Typengenehmigung am meisten getrickst – sei es durch unzulässige Abschalteinrichtungen wie bei Volkswagen oder mit dem sogenannten Thermofenster, bei dem die SCR-Abgasreinigung ganz legal zum Schutz des Motors abgeschaltet wird.

10.000 Verschrottungen mehr

Da die als Kaufanreiz gewährte Umweltprämie nur bei Volkswagen verpflichtend zu einer Verschrottung des Altfahrzeugs führt (allerdings nur bis Euro-4), dürfte der Großteil der 10.000 zusätzlichen Verschrottungen in Österreich von Generalimporteur Porsche Holding und den an Porsche Austria angeschlossenen Autohändlern kommen. Mercedes nimmt wohl Pkws aus dem Markt, lässt sie aber nicht automatisch verschrotten. Opel gibt die Prämienautos mit 300 an, ohne Verschrottungspflicht getauscht hat auch Ford.

Im Dezember hatte Porsche Austria die Zahl der mit Umweltprämie abgesetzten Fahrzeuge mit rund 9000 angegeben. Das wurde zwar als "voller Erfolg" gefeiert, blieb aber deutlich hinter den bei Einführung der Prämie nach dem Dieselgipfel im Sommer erhofften Erwartungen. Damals sei man von 15.000 ausgegangen, sagt eine mit den Umtauschplänen des Konzerns in Österreich vertraute Person. Das Niveau habe sich nach Einführung aber rasch abgeflacht.

Niveau abgeflacht

Die von der Porsche-Holding am Montag genannte Zahl bestätigt die Abflachung: "Aktuell sind es 10.400 Dieselmodelle, die wir seit September 2017 gegen Neufahrzeuge zurücknehmen und einer Verschrottung zuführen", sagt Sprecher Richard Mieling. Die 9.000 im Vorjahr seien ein voller Erfolg, entsprächen zwanzig Prozent aller seit September verkauften Neuwagen der Volkswagen-Konzernmarken in Österreich. Bei VW seien es 27 Prozent gewesen – deutlich mehr als erwartet. "Keine andere Wettbewerbermarke kann auf eine ähnliche Bilanz verweisen", kontert der Sprecher Kritik an der schwachen Performance der Umweltprämie.

Gerade der Erfolg des Programms habe die Konzernmarken Seat, Audi und Škoda zur Verlängerung der Umweltprämie bis Ende März animiert. Bei VW hingegen war zu Jahreswechsel Schluss, es habe kaum mehr eintauschfähiges Material auf dem Markt gegeben.

Staatliche Förderung

Jedenfalls enttäuschend ist die Vorjahresaktion gemessen an der Abwrackprämie im Jahr 2009: Damals wurden binnen drei Monaten 30.000 Fahrzeuge vom Markt genommen. Denn der Staat förderte den Fahrzeugneukauf: Der Kunde bekam 1.500 Euro Nachlass, von denen 750 der Staat beisteuerte, 500 der Importeur/Hersteller, 180 der Kfz-Handel und 70 Euro die Verwertungswirtschaft. Aktuell zahlt der Staat nur beim Umstieg von Diesel- auf Elektroauto bis zu 4.000 Euro zu. Alle anderen Umstiegsprämien variieren von Hersteller zu Hersteller. Ein E-Golf bringt es auf bis zu 11.680 Euro Förderung. (Luise Ungerboeck, 13.3.2018)