Wien – Seit Gründung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird nicht nur das Wetter beobachtet und aufgezeichnet, sondern auch entsprechende Auswirkungen und Entwicklungen auf die Pflanzen- und Tierwelt. Bei der Wissenschaft der Phänologie ist man jedoch auf Freiwillige aus der Bevölkerung angewiesen, da Experten nicht immer die Entwicklungsphasen beobachten können. Eine neue App soll nun Abhilfe schaffen.

Der "Naturkalender ZAMG" soll die Bevölkerung dazu motivieren, regelmäßig ihre Beobachtungen von Pflanzen und Tiere mitzuteilen. Diese Aufzeichnungen gehen in internationale Datenbanken ein und werden unter anderem in der Klimaforschung genutzt. Durch die Erwärmung des Klimas verschieben sich beispielsweise die Jahreszeiten, was deutliche Änderungen in der Pflanzen- und Tierwelt verursacht. Pflanzen und Tiere reagieren stark auf das Wetter und auf Änderungen im Klima, informierte die ZAMG.

Freiwilligenhilfe von Beginn an

"Unsere phänologischen Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1851 zurück, dem Gründungsjahr der ZAMG", sagt ZAMG-Phänologe Thomas Hübner, "und von Anfang an war man stark auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen", da die Wissenschafter nicht das ganze Jahr in ganz Österreich die aktuellen Entwicklungsphasen der Pflanzen und Tiere notieren können. "Bis heute helfen hier zahlreiche Freiwillige mit und das phänologische Beobachtungsnetz lässt sich somit als die älteste Citizen Science Initiative in Österreich bezeichnen."

Früher wurden die Beobachtungen mit Bleistift und Papier festgehalten und per Post an die ZAMG geschickt. In den vergangenen Jahren erfolgte die Eingabe der Daten dann vermehrt am Computer. Nun gibt es die App, mit der man die Beobachtungen gleich direkt in der Natur festhalten kann, etwa bei einem Spaziergang oder einer Wanderung oder im eigenen Garten. Die App "Naturkalender ZAMG" steht kostenlos für Android und iOS in den App-Stores zur Verfügung.

"Uns interessiert besonders die Entwicklung der sogenannten phänologischen Zeigerpflanzen", erklärte Hübner. "Wir wollen zum Beispiel wissen, wann die Knospen aufbrechen oder wann die Pflanzen blühen oder Früchte tragen. Vergleicht man die Daten von verschiedenen Jahrzehnten und verschiedenen Regionen, erkennt man, welche Auswirkungen die Änderung des Klimas auf die Umwelt hat.

Verlängerte Vegetationsperiode

Zum Beispiel ist in Österreich durch die Klimaänderung die Vegetationsperiode in den vergangenen 30 Jahren um rund zwei Wochen länger geworden und noch immer sind nicht alle Einflussfaktoren dafür geklärt. Hier sind zusätzliche Beobachtungsdaten wichtig, wie zum Beispiel durch die neue App."

Die enormen Schäden im Obst- und Weinbau in den Jahren 2017 und 2016 zeigten, dass trotz Klimaerwärmung das Risiko für Frostschäden weiterhin besteht, erläuterte die ZAMG. Denn viele Pflanzen beginnen durch die immer wärmeren Frühlingsmonate früher auszutreiben und früher zu blühen. Daher reagieren sie auf Kaltlufteinbrüche deutlich empfindlicher. Die Daten der ZAMG zeigen, dass beispielsweise die Blüte von Marille, Apfel und Kirsche mittlerweile um durchschnittlich zehn Tage früher stattfindet als noch vor 20 Jahren. (APA, red, 13.3.2018)