Ein Augenrollen hat in China gereicht, um die Zensoren auf den Plan zu rufen: Die streng kontrollierten Medien des Landes wurden nach Angaben der in den USA ansässigen "China Digital Times" angewiesen, nicht mehr über die Reporterin Liang Xiangyi zu berichten, die auf dem Pekinger Volkskongress vor laufender Kamera genervt die Augen verdrehte. Die Frau hatte sich offenbar über die in die Länge gezogene Frage einer Kollegin geärgert. Der Vorfall war im chinesischen Staatsfernsehen CCTV zu sehen.

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Auch auf Weibo, dem chinesischem Twitter, löschten die Zensoren am Mittwoch sämtliche Videos von dem Vorfall, obwohl es dort am Vortag noch das meistdiskutierte Thema war. Viele Internetnutzer hatten den Ausbruch der Journalistin gefeiert und kritisierten die oft von der Regierung orchestrierten und harmlosen Fragen auf dem Volkskongress. "Ein Augenrollen sagt mehr als tausend Worte", schrieb ein Nutzer. Liang Xiangyis Name wurde binnen kürzester Zeit der meistgelöschte Begriff des Tages. Liangs Weibo-Account hingegen schoss ebenso schnell über die Marke von 100.000 Followern hinaus.

Umfassendere Kontrolle seit Xis Machtübernahme

Chinas ohnehin strikte Zensoren gehen während der derzeit laufenden Jahrestagung des Parlaments, dem wichtigsten politischen Treffen des Jahres, noch härter gegen unerwünschte Meinungen vor als sonst. So wurden Medien in diesem Jahr angewiesen, nur "vorsichtig" über die Verfassungsänderung zu berichten, mit der die Amtszeitbeschränkung für Chinas Präsidenten Xi Jinping aufgehoben wurde. Auch wurde es chinesischen Journalisten untersagt, "Fragen in Bezug auf Änderungen des Einkommensteuergesetzes" zu stellen.

Chinas Internetzensur, oft als Great Firewall of China bezeichnet, sieht sich immer wieder internationaler Kritik ausgesetzt. Bereits 2014 sprach sich China während der ersten Weltkonferenz über das Internet für eine globale Internetaufsicht aus. Bis es so weit ist, wolle man seine eigenen Regeln setzen. Seit der Machtübernahme durch Parteichef Xi Jinping im März 2013 wurde die Zensur stets erweitert, sodass selbst die Umgehung der Firewall durch sogenannte VPN-Anbieter massiv erschwert wurde. Der US-Konzern Apple wurde beispielsweise dazu aufgerufen, alle VPNs, die nicht die erforderliche staatliche Erlaubnis besitzen, vom Markt zu nehmen. (APA, faso, 14.3.2018)