Ausgangspunkt der Spurensuche: Das Set der TV-Serie "Rome" in den Cinecittà-Studios (2006).
Foto: Alfred Seiland

Linz – Das 2006 begonnene und bis heute andauernde Projekt "Imperium Romanum" des steirischen Fotografen Alfred Seiland ist ab Donnerstag Gegenstand einer umfassenden Ausstellung. Die Linzer Landesgalerie zeigt insgesamt 130 Exponate, die architektonische und landschaftliche Spuren der römischen Antike in 37 Ländern dokumentieren.

Ausgangspunkt für die Arbeit von Seiland war ein Auftrag des "New York TimesMagazine". Er sollte die Kulissen für die aufwendige Produktion "Rome" von HBO, BBC und RAI in den Cinecitta-Studios in Rom ablichten. Daraus wurde eine Spurensuche nach den Ruinen und Überresten des gesamten Römischen Weltreiches, das – nicht zuletzt auch durch Neuinterpretationen bedeutender historischer Bauten – die Kultur bis in die Gegenwart beeinflusst.

Anfangs war sein Ansatz nach eigener Aussage "ein rein fotografischer". Inzwischen steht über allen Bildern die Frage, wie der Mensch der Gegenwart mit den historischen Stätten umgeht, was die moderne Zivilisation, aber auch Alterungs- und Verwitterungsprozesse aus den Überresten der Antike machen. Seine Kompositionen vermitteln kein "erhabenes Bild" des römischen Altertums, sondern zeitgenössische Brüche, die mitunter auch ironische, skurrile und absurde Momente in sich tragen.

Römische Ruinen in Palmyra (2011).
Foto: Alfred Seiland

Seine Reisen zu den Motiven führten Seiler bisher in 37 Länder. So hat er natürlich das Kolosseum in Rom abgebildet – "aber anders als alle bisher davon gemachten Fotos, sonst hätte ich es ausgelassen". Weitere Ansprüche: "Es muss auch für Jugendliche interessant sein" und "ein moderner, zeitgenössischer Geschichtsunterricht". Deshalb gibt es in einem Begleitheft zur Ausstellung auch wissenschaftlich fundierte Texte zu den Bildern.

Unter ihnen befindet sich beispielsweise ein Hotelzimmerausblick in Neapel, wo sich im Jahr 79 unserer Zeitrechnung der vom Schriftsteller Plinius beschriebene verheerende Ausbruch des Vesuv ereignete. Ebenso zu sehen ist der Jupiter Tempel in Damaskus in Syrien, die Sound-and Light Show-Anlage in Masada im Judäischen Gebirges in Israel und das Casino im Caesars Palace in Las Vegas.

Gestern und heute: römisches Kastell im niederösterreichischen Zeiselmauer (2017).
Foto: Alfred Seiland

Auch Österreich ist in seinem Werk vertreten: Unter anderem das berühmte Heidentor in der niederösterreichischen Marktgemeinde Petronell-Carnuntum und – ganz neu – der Donauhafen in der Schlögener Schlinge der Donau in Oberösterreich, wo sich laut jüngsten archäologischen Ausgrabungen ein römisches Kastell plus Hafen mit 500 Mann Besatzung befand. Das Projekt des Fotografen ist noch nicht abgeschlossen, er bricht demnächst zu weiteren Aufnahmen in den Nahen Osten auf.

Werdegang

Alfred Seiland wurde 1952 in St. Michael in der Obersteiermark geboren. Er begann sich Ende der 1960er-Jahre autodidaktisch mit der Fotografie zu beschäftigen. Seit 1979 benützt er ausschließlich Großbildkameras mit nur einem Objektiv und noch immer analog. Seit 1997 ist er Professor für Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künstler in Stuttgart. Er lebt und arbeitet in Leoben.

Die erstmals in Österreich umfassende Ausstellung seiner Arbeiten aus der Werkserie "Imperium Romanum" in der Landesgalerie steht im Zusammenhang mit der diesjährigen OÖ. Landesausstellung, die sich ab Ende April auf die Spuren der Römer in Oberösterreich begibt. (APA, red, 15. 3. 2018)