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Verschneite Gipfel wie hier die Seegrube in Innsbruck werden durch die Erderwärmung seltener.

Foto: Reuters / Dominic Ebenbichler

Wien – Die Österreicher zweifeln mehr am Klimawandel und fühlen sich deutlich weniger verantwortlich dafür als Bewohner vieler anderer westeuropäischer Staaten. Das zeigt die Auswertung der Daten des European Social Survey (ESS) durch die Plattform klimafakten.de. Der ESS ist eine sozialwissenschaftliche Untersuchung, die seit 2002 regelmäßig die Meinungen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen in zahlreichen Staaten Europas erforscht.

In einer achten Befragungswelle wurden 2016 und 2017 in 18 Ländern insgesamt 34.837 Personen erstmals auch zum Thema Klimawandel befragt. In Österreich wurden Ende 2016 vom Wiener Ifes-Institut 2.010 Personen befragt. Demnach akzeptiert zwar die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Erderwärmung, aber immerhin 7,3 Prozent meinen, dass sich das Klima "wahrscheinlich nicht" oder "eindeutig nicht" verändert. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil der Klimawandelskeptiker bei 4,5 Prozent, in der Schweiz bei 3,7 Prozent.

Im Durchschnitt antworteten 6,8 Prozent aller Befragten so. Besonders hoch waren diese Werte in mittel- und osteuropäischen Ländern wie etwa Tschechien mit zwölf Prozent. Spitzenreiter war Russland mit 16 Prozent. Am wenigsten zweifeln laut der Umfrage die Menschen in Island und Schweden mit 2,4 beziehungsweise 3,2 Prozent daran, dass der Klimawandel existiert.

Weniger Interesse am Thema

Bemerkenswert sind auch die Ergebnisse zur Meinung über die Ursachen des Klimawandels. Denn die Zweifel am aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand sind hierzulande vergleichsweise hoch. 7,9 Prozent der Österreicher sagen in der ESS-Erhebung, der Klimawandel gehe "nur" oder "vor allem" auf "natürliche Prozesse" zurück und nicht, wie eine Mehrheit der Klimaforscher angibt, auf menschlichen Einfluss. Damit liegen die Österreicher zwar nur leicht über dem Durchschnitt von 7,7 Prozent, aber wieder deutlich über den Werten in den Nachbarländern Deutschland (5,3 Prozent) und Schweiz (5,5 Prozent).

Laut ESS gaben 31,1 Prozent der Österreicher an, sie dächten "viel" oder sogar "sehr viel" über den Klimawandel nach. In der Schweiz waren es hingegen 54,1 Prozent, die Deutschen lagen mit 52,8 Prozent fast gleichauf, berichtet klimafakten.de. Der Durchschnitt aller untersuchten Länder lag bei 33 Prozent. Am wenigsten Thema ist die Erderwärmung demnach in Russland mit 16 Prozent, in Polen mit 18 und in Tschechien mit 19 Prozent. 28 Prozent der österreichischen Befragten bekundeten, dass der Klimawandel ihnen Sorge bereite – gegenüber 30,9 Prozent in der Schweiz und 44,8 Prozent in Deutschland.

So überrascht es wenig, dass die Österreicher auch bei Fragen zum Klimaschutz hinter den Befragten in Deutschland und der Schweiz liegen. Eine persönliche Mitverantwortung für die Erderwärmung verspüren in Österreich lediglich 30,4 Prozent, in Deutschland sind es 41 Prozent und in der Schweiz 44,6 Prozent.

Ebenso fällt die Zustimmung zu höheren Steuern für fossile Energieträger hierzulande geringer aus: Während von den befragten Schweizern 47,6 Prozent und von den Deutschen 39,5 Prozent "sehr" oder "eher" für diese Gegenmaßnahme zum Klimawandel sind, beträgt die Zustimmung in Österreich nur 31,9 Prozent.

Dieses Ergebnis ist wohl auch relevant für die Akzeptanz kommender Strategien zur Klimapolitik. Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wiederholte diese Woche im Umweltausschuss des Nationalrats ihre Ankündigung, dass sie in den kommenden Wochen eine Klima- und Energiestrategie präsentieren wird. Österreichische Umweltschutzorganisationen forderten im Vorfeld unter anderem, dass die Umsetzung der Strategie im Budget abgebildet werden soll. (july, 15.3.2018)