Kopf: "Es ist nichts zum Jubeln. Es ist absolut im Plan, sogar leicht über Plan."

Foto: regine hendrich

Wien – Der Vorstand des Arbeitsmarktservice, Johannes Kopf, zeigt sich mit der Integration von Flüchtlingen in den österreichischen Arbeitsmarkt grundsätzlich zufrieden. "Wir liegen bei den Integrationserfolgen bei den Flüchtlingen über den Erwartungen", sagt Kopf. Es sei "ein langer Prozess und herausfordernd". Die gute Wirtschaftslage helfe aber bei der Arbeitsmarktintegration.

Im Februar waren 32.644 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte beim AMS als arbeitslos vorgemerkt oder in Schulungen, zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Jeden Monat kommen rund 800 bis 1.000 Personen neu zum AMS, die Asyl oder subsidiären Schutz erhalten haben. Schutzberechtigte haben keinen Asylstatus, aber ihr Leben oder ihre Gesundheit wird in ihrem Herkunftsland bedroht, weshalb sie vorerst in Österreich bleiben dürfen.

Zahlen "leicht über Plan"

Um den Arbeitsmarkterfolg von Flüchtlingen zu messen, beobachtet das AMS die Personen, die im Jahr 2015 und 2016 Asyl oder subsidiären Schutz erhalten haben. Von jenen, die 2015 beim AMS registriert wurden, waren Ende Juni 2016 insgesamt 10,1 Prozent in Beschäftigung und im Oktober 2017 bereits 26,2 Prozent. Bei den Flüchtlingen aus dem Jahr 2016 lag der Wert Ende Oktober 2017 bei 16,8 Prozent. Aktuellere Zahlen liegen derzeit noch nicht vor.

Bei den 9.525 Flüchtlingen, die im Jahr 2015 auf den Arbeitsmarkt gekommen sind, erwartet der AMS-Vorstand, dass im Frühling bereits 30 Prozent in Beschäftigung sein werden. "Es ist nichts zum Jubeln. Es ist absolut im Plan, sogar leicht über Plan." Ursprünglich habe man damit gerechnet, dass nach fünf Jahren, ungefähr die Hälfte der anerkannten Geflüchteten in Beschäftigung sein wird. "Das werden wir wohl früher erreichen", erwartet Kopf.

Auch eine andere Zahl stimmt den AMS-Vorstand zuversichtlich: Von allen im Jahr 2015 bis Mitte 2016 beim AMS registrierten Asylberechtigten und Personen mit subsidiären Schutz, die ihren Aufenthaltsstatus im Jahr 2015 erhielten, konnten 34,9 Prozent ein Beschäftigungsverhältnis aufnehmen, das zumindest 62 Tage gedauert hat, geht aus AMS-Daten bis Ende Dezember 2017 hervor.

Kürzungen "nicht ökonomisch sinnvoll"

Die kolportierten Kürzungen der türkis-blauen Regierung bei Integrationsmaßnahmen sieht Kopf skeptisch. "Die Vorgaben zur Kürzung der Mittel für Integration beim AMS halte ich nicht für eine gute Idee", sagt der AMS-Vorstand. "Ich halte es deswegen nicht für eine gute Idee, weil es nicht ökonomisch sinnvoll ist." Wenn den Flüchtlingen niemand helfe, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, ausreichend Deutsch zu lernen und einen Job zu finden, würden sie länger in der Mindestsicherung bleiben und auch mehr kosten. "Der Großteil dieser Menschen wird dableiben. Damit ist es billiger, sie zu integrieren, als sie nicht zu integrieren."

Zu den bisherigen Erfahrungen gehöre, dass die Arbeitsmarktintegration der Frauen unter den Flüchtlingen weitaus schlechter gehe als bei den Männern. Für geflüchtete Frauen gebe es einige spezielle Projekte, etwa vom ABZ ("Arbeit Bildung Zukunft"). Die meisten Projekte fänden in Wien statt, weil hier auch 60 Prozent aller Flüchtlinge sind. "Wenn man die Mittel für Integration so kürzt, wie es derzeit geplant ist, wird es vieles nicht mehr geben", warnt Kopf.

"Integration braucht Zeit. Es ist nicht immer die schnellste Integration die beste, weil sie eben nicht nachhaltig ist", appelliert der AMS-Vorstand. Etwa sollten Flüchtlinge mit längerer Arbeitserfahrung in ihren Heimatländern lieber einen Lehrabschluss nachholen und die Sprache besser lernen, anstatt als Hilfsarbeiter zu arbeiten. Für Erwachsene, die eine Lehre machen, gebe es eine spezielle AMS-Förderung, die jeder, Inländer oder Ausländer, in Anspruch nehmen könne. (APA, 15.3.2018)