Jetzt scheint es wieder Schlag auf Schlag zu gehen – doch schon vor den jüngsten Abgängen waren es Dutzende, die das Weiße Haus verlassen haben, seitdem Donald Trump am 20. Jänner 2017 dort eingezogen ist. Darunter befinden sich Regierungsmitglieder, hohe Staatsbeamte und -beamtinnen, Berater und Beraterinnen. Der 45. US-Präsident war gerade einmal elf Tage im Amt, als er den ersten Rauswurf beschloss:
Sally Yates, damals soeben zur kommissarischen Justizministerin aufgestiegen, wurde geschasst, nachdem sie das Einreiseverbot für Menschen aus sieben muslimischen Ländern kritisiert und ihr Ressort angewiesen hatte, das Dekret juristisch nicht zu verteidigen.
Im September des Vorjahrs kam dem Präsidenten erstmals ein Minister abhanden:
Gesundheitsminister Tom Price geriet unter Druck, da er auf Staatskosten zu hohen Preisen in Privatjets geflogen war. Zudem galt es, den Kopf für das Scheitern der Abschaffung des von Barack Obama eingeführten Gesundheitssystems hinzuhalten.
Eine der brisantesten Entlassungen stellt jene des FBI-Chefs James Comey im Mai 2017 dar.
Als Begründung nannte der Präsident die mangelnde Unterstützung Comeys seitens seiner Behörde. Seither steht allerdings der Vorwurf im Raum, Trump habe damit die Untersuchungen des FBI zu den russischen Hackerangriffen während des US-Wahlkampfs sowie zu den möglichen illegalen Verbindungen von Trump-Mitarbeitern nach Moskau eindämmen wollen. Für Aufsehen sorgte auch der Rückzug Michael Flynns, zumal der Nationale Sicherheitsberater im Februar 2017 nach gerade einmal dreieinhalbwöchiger Amtszeit wieder gehen musste.
Zum Verhängnis waren Flynn dessen Russland-Kontakte sowie seine irreführenden Angaben zu Telefonaten mit dem russischen Botschafter geworden. Mit einem neuen Negativrekord wurde Flynn im vergangenen Juli von Anthony Scaramucci abgelöst:
Der Kommunikationsdirektor hielt sich zehn Tage im Amt. Zwar erfolgte sein öffentliches Desavouieren des damaligen Stabschefs Reince Priebus durchaus im Sinne des Präsidenten – Priebus warf später auch tatsächlich hin.
Allerdings dürfte Scaramucci mit seinem vulgären Tonfall dann doch den Bogen überspannt haben.
Dem ehemaligen Heimatschutzminister John Kelly, der als Stabschef nachfolgte, kam anschließend die Rolle zu, etwas Ruhe und Disziplin ins chaotische Weiße Haus zu bringen. So richtig gelingen wollte ihm das nicht.
Ende Februar trat Kommunikationschefin Hope Hicks zurück, eine Woche später Trumps oberster Wirtschaftsberater Gary Cohn, da er die von seinem Chef angekündigten Strafzölle auf Aluminium und Stahl ablehnte.
Mitte März feuerte dann erstmals seit 1945 ein US-Präsident seinen Außenminister.
Nicht nur Rex Tillerson, mit dem der Präsident in Sachen Iran, Nordkorea und Russland über Kreuz lag, stand an dem Tag auf der Abschussliste:
Nun folgte auch Sicherheitsberater HR McMaster, dessen Gesprächsstil Trump zu wenig hemdärmelig und zu zögerlich erschienen sein soll.
Tillersons Vize Steve Goldstein erwischte es ebenso, außerdem Trumps persönlichen Assistenten John McEntee. Die wenigen moderaten, eigenständigen Köpfe verlassen die Regierung.
Sie machen loyalen Hardlinern Platz, die Trump die Gelegenheit bieten, uneingeschränkter als zuvor seine Agenda umzusetzen. Fraglich ist nun, ob der "Selbstmordpakt", den Tillerson, Verteidigungsminister James Mattis und Finanzminister Steven Mnuchin geschlossen haben sollen, schlagend wird: Demnach gehen alle, wenn einer gehen muss. Es sei denn, Trump kommt ihnen zuvor. Im Visier hat dieser angeblich in erster Linie Justizminister Jeff Sessions und dessen Vize Rod Rosenstein.
Die weiteren Entlassungen und Rücktritte:
David Shulkin – Veteranenminister – 432 Tage unter Trump im Amt – GEFEUERT
Paul Winfree – Präsidentenberater – 330 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Andrew McCabe – Stellvertretender FBI-Chef – 374 Tage unter Trump im Amt – GEFEUERT
Thomas Shannon – Staatssekretär im Außenministerium – 385 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Katie Walsh – Vizestabschefin – 68 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
John Feeley – Botschafter in Panama – 385 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Omarosa Manigault – Kommunikationsdirektorin – 340 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Jamie Johnson – Sektionschef im Heimatschutzministerium – 230 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Carl Higbie – Abteilungsleiter im Freiwilligendienst – 153 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Rob Porter – Stabssekretär – 385 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
William Bradford – Sektionschef im Energieministerium – 120 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Mark Corallo – Sprecher der Rechtsabteilung – 59 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Mike Dubke – Kommunikationsdirektor – 89 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Kathleen Toria McFarland – Sicherheitsberaterin – 118 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Rich Higgins – Strategischer Sicherheitsberater – 176 Tage unter Trump im Amt – GEFEUERT
Carl Icahn – Präsidentenberater – 211 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Preet Bharara – Bundesanwalt aus New York – 51 Tage unter Trump im Amt – GEFEUERT
Dina Powell – Stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin – 304 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
John Thompson – Leiter der Statistikbehörde – 110 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Josh Raffel – Stellvertretender Kommunikationsdirektor – 402 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Taylor Weyeneth – Vizestabschef Drogenkontrolle – 364 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Derek Harvey – Sektionschef im Sicherheitsrat – 182 Tage unter Trump im Amt – GEFEUERT
Rick Dearborn – Stellvertretender Stabschef – 383 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Walter Shaub – Chef der Ethikbehörde – 185 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
George Sifakis – Leiter der Öffentlichkeitsarbeit – 204 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Jeremy Katz – Vizedirektor im Wirtschaftsrat – 340 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Tera Dahl – Vizestabschefin im Sicherheitsrat – 166 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Maliz Beams – Beraterin im Außenministerium – 97 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Angella Reid – Amtsdienerin – 106 Tage unter Trump im Amt – GEFEUERT
Craig Deare – Berater des Nationalen Sicherheitsrat – 396 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Michael Short – Assistent der Pressesekretärin – 185 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Elizabeth Southerland – Sektionsleiterin im Umweltamt – 193 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN
Ezra Cohen-Watnick – Sektionschef im Sicherheitsrat – 188 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
Vivek Murthy – Leiter des Öffentlichen Gesundheitsdiensts – 92 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
RIchard Cordray – Leiter des Konsumentenschutzbüros – 308 Tage unter Trump im Amt – ZURÜCKGETRETEN UNTER DRUCK
(Anna Giulia Fink, Fabian Sommavilla, 15.3.2018)