Statt auf einer Parkbank zu schlafen, leben 54 ehemalige Langzeitobdachlose nun dank Housing First in ihren eigenen vier Wänden.

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Salzburg – Die Begegnung bei der Renovierung einer Notschlafstelle in Wien zwischen Pfarrer Wolfgang Pucher von der Vinzenzgemeinschaft und dem ehemaligen Baumax-Chef Martin Essl war die Initialzündung. "Essl stand mit einer Farbrolle da und erzählte mir, dass er einen Preis verleiht. Ich habe gesagt: Warum nicht an uns?", schildert Pucher.

Denn der umtriebige Armenpfarrer hatte 2011 eine neue Idee, wie Obdachlosen geholfen werden kann. In dem Projekt Housing First werden Langzeitobdachlose von der Straße direkt mit einer eigenen Wohnung versorgt. Mit intensiver Betreuung durch Sozialarbeiter soll so die Wiedereingliederung in die Gesellschaft gelingen. Das Modell kommt aus den USA und hat sich mit einer niedrigen Rückfallquote bewährt. In Amsterdam sei man auf diesem Weg die inländische Obdachlosigkeit losgeworden, sagt Pucher.

In Salzburg läuft das Projekt Vinzidach mittlerweile seit fünf Jahren. 54 Obdachlose wurden bereits in den eigenen vier Wänden untergebracht. Insgesamt wurden bereits 82 Salzburger von den fünf angestellten Sozialarbeitern betreut. Mit aufsuchender Sozialarbeit machen die Mitarbeiter die wohnungslosen Menschen auf das Angebot von Vinzidach aufmerksam. Der Mietvertrag läuft nicht über eine Einrichtung, sondern auf den Bewohner selbst. Bei Amtswegen und alltäglichen Angelegenheiten würden die Sozialarbeiter den Bewohnern auch in den Folgejahren zur Seite stehen, bis sich die eigene Selbstständigkeit wieder eingestellt hat, erläutert Vinziwerke-Koordinatorin Nora Tödtling-Musenbichler.

Eine Million Euro von Essl Social Prize

Die Kosten für das Projekt werden zur Hälfte aus dem mit einer Million Euro dotierten "Essl Social Prize 2012" finanziert, die andere Hälfte trägt das Land Salzburg. Das Sozial- und Wohnungsamt der Stadt Salzburg unterstützt das Projekt mit den notwendigen geförderten Wohnungen.

"Es sollte Verpflichtung für uns alle sein, dieses Erfolgsmodell in ganz Österreich umzusetzen", appelliert Pucher. Bisher gibt es auch in Wien und Graz Housing-First-Projekte. (Stefanie Ruep, 15.3.2018)