Der Wirtschaftsmotor läuft.

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Wien – Die Aussichten für die heimische Wirtschaft sind weiter positiv und die angekündigten US-Strafzölle gefährden den Aufschwung derzeit kaum. Der mögliche Handelskonflikt berge jedoch ein spürbares Konjunkturrisiko, so die aktuelle Einschätzung der Bank Austria-Ökonomen. Industrie- und Konsumentenstimmung befinden sich demnach auf einem Höchststand, des Exportumfeld verliere aber etwas an Glanz.

Nach einem dynamischen Jahresstart rechnen die Ökonomen ab der Jahresmitte mit einem ruhigerem Wachstumstempo. Das Wirtschaftswachstum sollte 2018 mit 2,6 Prozent aber nur etwas niedriger als 2017 (2,9 Prozent) ausfallen. Die Inflation wird mit 2,0 Prozent etwas geringer als im Vorjahr prognostiziert.

"Die Konjunkturstimmung ist weiterhin ausgezeichnet und lässt für das erste Halbjahr 2018 ein Wachstumstempo ähnlich dem starken Wachstum von 2017 mit 2,9 Prozent erwarten", so UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Donnerstag in einer Presseaussendung. Der Konjunkturhöhepunkt scheine mittlerweile jedoch überschritten. Die österreichische Wirtschaft dürfte daher ab der Jahresmitte etwas an Schwung verlieren, zumal die Unsicherheit durch die von den USA ausgelösten Spannungen im globalen Handel zunehme.

Der Konjunkturindikator des Instituts weist mit 4,6 Punkten im Februar keine Veränderung gegenüber dem hohen Wert des Vormonats auf und liegt damit weiterhin nur ganz knapp unter dem Allzeithoch von Ende 2017.

Potenzieller Risikofaktor

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Stahl und Aluminium sehen die Ökonomen als potenziellen Risikofaktor für den kräftigen globalen Aufschwung, von dem die österreichische Wirtschaft derzeit stark profitiere. Österreich wäre von den angekündigten Zöllen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zwar zumeist stärker betroffen, die direkten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen wären jedoch vorläufig gering. "Die heimischen Exporte von Stahl und Aluminium in die USA betrugen 2017 etwas mehr als 400 Millionen Euro. Das entspricht nur rund 0,1 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung", so die Ökonomen.

Er erwarte keinen "regelrechten Handelskonflikt", sondern gehe von zunehmenden protektionistischen Maßnahmen aus. Dadurch dürfte sich die Dynamik des Welthandels von aktuell rund 4,5 Prozent um einen Prozentpunkt auf 3,0 bis 3,5 Prozent verringern, so Bruckbauer.

Unabhängig davon habe das ausgezeichnete österreichische Exportumfeld zu Frühlingsbeginn gegenüber den Vormonaten etwas von seinem Glanz eingebüßt. Die globale Industriestimmung sei erstmals seit dem Sommer 2016 zurückgegangen. Dagegen sei der Optimismus der heimischen Konsumenten angesichts der anhaltenden Verbesserung der Lage am heimischen Arbeitsmarkt ungebrochen.

Im ersten Halbjahr wird die österreichische Wirtschaft laut den Ökonomen das hohe Wachstumstempo des Vorjahres voraussichtlich halten und einen BIP-Anstieg um rund 3 Prozent erreichen können. In der zweiten Jahreshälfte werde das Wirtschaftswachstum dann geringer ausfallen – sowohl die Auslands- als auch Inlandsnachfrage dürften an Schwung einbüßen. Mit 2,6 Prozent wird das Wirtschaftswachstum 2018 trotzdem sehr kräftig sein und das zweite Jahr in Folge über dem langfristigen Durchschnitt und auch über dem Durchschnitt im Euroraum und jenem in Deutschland liegen, so Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl.

Teuerung verringert

Nach durchschnittlich 2,1 Prozent im Jahr 2017 habe sich die Teuerung in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres auf 1,8 Prozent verringert. Maßgeblichen Anteil daran habe der Kursanstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar. Der Anstieg der Rohölpreise 2017 von über 20 Prozent habe sich bisher unverändert auf rund 67 US-Dollar pro Barrel fortgesetzt. Allerdings habe der stärkere Euro, der im gleichen Zeitraum um rund 15 Prozent gegenüber dem US-Dollar zulegte, für ein Gegengewicht gesorgt. Zur Jahresmitte werde der Ölpreis jedoch für einen moderaten Auftrieb der Teuerung sorgen.

Nach dem Rückgang auf 1,8 Prozent zu Jahresbeginn werde die Inflation Mitte 2018 wieder über 2 Prozent liegen. Im Jahresdurchschnitt 2018 sollte die Inflation mit 2,0 Prozent sogar geringfügig niedriger als im Vorjahr sein.

Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen weiters davon aus, dass der Euro Ende 2018 die Marke von 1,30 zum US-Dollar deutlich übersteigen wird. (APA, 15.3.2018)