Graz– Der Grazer Gemeinderat hat Donnerstag für eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2026 mit Schladming und anderen Austragungsorten in Österreich und Bayern gestimmt. Dafür waren 19 ÖVP-Mandatare, 8 der FPÖ und jener der Neos. Dagegen stimmten KPÖ (10) sowie die je 5 Mandatare der Grünen und SPÖ. Am 31. März wird ein Letter of Intent ans IOC geschickt, weiters eine Olympia-GmbH gegründet.

Emotionales Ende der Debatte

War die Diskussion zu Beginn noch eher verhalten und wurden nur bereits bekannte Positionen wiederholt, so wurde es knapp vor der Abstimmung um 15.30 Uhr emotional. Bürgermeister Siegfried Nagl ÖVP), zusammen mit dem Schladminger Ortschef Jürgen Winter der Ideengeber, warb leidenschaftlich um die Zustimmung der anderen Fraktionen zu einer "einmaligen Chance".

Aber die Fronten waren verhärtet, da im Vorfeld auf die Forderungen von KPÖ, SPÖ und Grünen nicht eingegangen worden war, einen begleitenden gemeinderätlichen Sonderausschuss zu gründen, erst mehr Fakten zu sammeln und eine Volksbefragung abzuhalten. Für die verschiedenen Pro- und Kontra-Argumente schwirrten Zitate von wenig olympisch angehauchten Personen durch den Gemeinderatssaal, wie Richard von Weizsäcker und Mahatma Gandhi.

Ohne Gigantomanie, mit Villach

Nagl-Sprecher und Gemeinderat Thomas Rajakovics (ÖVP) plädierte dafür, es mit Olympia zu versuchen. Das IOC habe sich ja eine neue Agenda zurechtgelegt, die auch von Sponsoren und Athleten eingefordert wurde: "Winterspiele ohne Gigantomanie. Wir wollen Spiele mit Mensch und Athlet im Mittelpunkt, ohne Bombast in Städten und Gemeinden, und mit den Paralympics wären die Spiele echt mit Inklusion".

Was es koste, wissen man bis zum Sommer. "Alle, die das auch wissen wollen, müssten da heute eigentlich zustimmen." Mit der Gesellschaftsgründung (70 Prozent Anteile hält Graz, 30 Prozent Schladming, bei 35.000 Euro Startkapital) erfolge dann der nächste Schritt, so Rajakovics. Als weiterer Austragungsort für Eishockey wurde nun auch noch Villach genannt.

Zustimmung trotz mangelnder Objektivität

Manfred Eber (KPÖ) begründete die Skepsis der Kommunisten u.a. mit einem Korruptionsskandal bei Samsung, einem der Hauptsponsoren von Pyeongchang. Er glaube auch nicht, dass das IOC reformierbar sei. Als Kronzeuge der KPÖ-Haltung nannte er die Südtiroler Landesregierung, die einstimmig beschlossen habe, sich nicht (mit Turin, Anm.) für Olympia zu bewerben.

Niko Swatek (Neos) sagte, die Olympia-Sache in Graz laufe nicht rund, er habe alle Infos bisher aus Medien, es fehle an Bürgerbeteiligung. "Nagls Olympia-Idee war spontan, vielleicht sogar überhastet, wir haben keine Möglichkeit, objektiv zu entscheiden." Dennoch: Er stimme wegen der Chance zu.

Danach bat Nagl seinen Schladminger Amtskollegen Winter ans Rednerpult, der ein "Feuer entfachen" wolle, denn Olympia sei eine "einmalige Chance für unsere Vereine und Verbände und Sportler, Winterspiele zu genießen, in einem Rahmen in den Alpen, wie sie sich's schon seit Lillehammer 1994 wünschen. Und wir sollten auch den Herrschaften im IOC eine Chance geben."

Zweifel an IOC und Finanzen

Grünen-Stadträtin Tina Wirnsberger zweifelte an einer Trendwende beim IOC. "Wer glaubt schon daran, dass sich Spielregeln hinsichtlich sozialer, finanzieller und ökologischer Natur ändern werden?" Sie sehe nicht ein, warum "wir mit unseren finanziellen Mitteln anderen eine Chance geben sollten, sich als glaubwürdig zu beweisen und warum die Grazer bezahlen sollten. Mein Infostand ist: Das Land Steiermark hat bei Mitfinanzierung abgesagt, der Bund plant ein Nulldefizit. Die Stadt hat einen Schuldenstand von 1,2 Milliarden Euro", so Wirnsberger.

SPÖ-Klubchef Michael Ehmann sagte, "unsere Fraktion hatte ursprünglich eine positive Einstellung, aber es bedarf einer ordentlichen Vorbereitung aller. Doch wie ist die Idee entstanden, beim Night Race am 23. Jänner in Schladming, und die möglichen politischen Partner wurden dabei ebenso übersehen wie auch die Bevölkerung, da habe ich wenig Verständnis." Auf den ÖVP-Vorwurf, dass sein Parteifreund, Kärntens LH Peter Kaiser ja die Klagenfurter Eishalle zur Verfügung stellen wolle, sagte Ehmann: "Da sind ja alle Risiken und Haftungen bei der Stadt Graz."

FPÖ-Klubchef Armin Sippel: "Ja, starten wir den Prozess, der möglicherweise dazu führt, dass wir im Herbst 2018 Kandidatenstatus haben. Lassen wir die Kirche in Dorf, es ist jetzt nur eine Absichtserklärung, dass wir mit dabei sein können." Die Absichtserklärung wird nun bis Monatsende beim IOC eingereicht. Bis Juni soll dann eine Machbarkeitsstudie vorliegen. Die Vergabe der Spiele wird im September 2019 in Mailand erfolgen. (APA, red, 15.3.2018)