Wien – Frauen mit hormonabhängigem, metastasierendem Brustkrebs steht seit zwei Jahren eine Kombinationstherapie mit dem neuartigen Wirkstoff Palbociclib (CDK4/6-Inhibitor) und einer antihormonellen Therapie zur Verfügung. Substanzen aus Ernährung und Umwelt mit Hormon-ähnlicher Wirkung könnten aber die Wirkung reduzieren. Dafür hat eine internationale Forschergruppe Hinweise im Labor gesammelt.

Die Studie im Fachblatt "Cell Chemical Biology", an der auch Benedikt Warth von der Fakultät für Chemie der Universität Wien beteiligt war, zeigt, dass solche Xenoöstrogene (von außen zugeführte Östrogen-ähnliche Substanzen), wie sie etwa in Mais, Getreide und Soja vorkommen können, der Wirksamkeit der Krebsmedikamente im Zellmodell entgegenwirken.

Wirksame Kombination

Seit 2016 ist in der EU der Wirkstoff Palbociclib für post-menopausale Brustkrebspatientinnen mit fortgeschrittenem Hormon-Rezeptor-positivem, metastasierenden Brustkrebs zugelassen. Eine Studie hatte gezeigt, dass im Zuge der Kombinationstherapie – Palbociclib mit dem gegen die körpereigene Östrogenproduktion wirkenden Aromatasehemmer Letrozol – Patientinnen doppelt so lange ohne Fortschreiten der Krankheit lebten wie jene, die nur die antihormonelle Behandlung ohne den CDK4/6-Inhibitor erhielten. Palbociclib behindert den Ablauf des Zellzyklus, was die Zellteilung und somit das Wachstum von Tumoren hemmen soll.

Warth und die übrigen Autoren haben die bereits aus den klinischen Studien an Patienten bekannten Erkenntnisse über die deutlich höhere Wirksamkeit der Kombinationstherapie jetzt auf molekularer Ebene bestätigt: "Mittels neuartiger Technologien haben wir die Gesamtheit der zellulären Stoffwechselprodukte, das sogenannte Metabolom, in Brustkrebszellen untersucht. Es hat sich gezeigt, dass eine Kombination beider Wirkstoffe viel stärkere Effekte auslöst."

Bremsende Xenoöstrogene

Allerdings kann dieser Effekt auch beeinträchtigt werden. "Wenn Substanzen mit östrogener Aktivität über die Nahrung aufgenommen werden, sogenannte Xenoöstrogene, können diese durch ihre hormonelle Wirkung im menschlichen Körper die Wirksamkeit der Medikamente beeinflussen. Die Xenoöstrogene haben offensichtlich das Potenzial, die Wirkung der Therapie auf Ebene der Stoffwechselprodukte zu verringern. In Zellkultur reichen schon geringe Dosen aus, um die Effizienz der Behandlung deutlich zu senken", so Warth.

Demnach könnte es für Patientinnen unter dieser Brustkrebstherapie angebracht sein, einen hohen Konsum von Produkten mit östrogenwirksamen Substanzen oder Phytoöstrogene als Nahrungsergänzung zu meiden. Allerdings ist die Bedeutung der Laborergebnisse für die Praxis bei Patientinnen noch lange nicht belegt. "Unsere Ergebnisse müssen erst noch im Tiermodell und im menschlichen Modell bestätigt werden, um hier konkrete Ernährungsempfehlungen ableiten zu können", sagte Warth. "Wer sich ausgeglichen ernährt, sollte sich derzeit keine Gedanken machen." (APA, 16.3.2018)