Nicola Werdenigg, "Ski Macht Spiele". € 12,90 / 64 Seiten. Leykam, Graz 2018

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Sie wollte "nur einen Schneeball werfen" und "das System wachrütteln". Der Schneeball von Nicola Werdenigg kam im November und im Standard-Sportmonolog über Missbrauchsfälle in Ski-Internaten und die Vergewaltigung durch einen Teamkollegen daher. Gemeinsam mit der anfänglichen Skiverbandsreaktion löste er ein Schneebrett aus. "Wie aus einem Schneeball eine Lawine wurde" heißt denn auch das erste Kapitel von Werdeniggs am Donnerstag im Presseclub Concordia präsentiertem Buch "Ski Macht Spiele".

Die in Wien lebende Tirolerin, die die Initiative #WeTogether zur Prävention von Machtmissbrauch im Sport ins Leben rief, liefert weder eine reine Autobiografie noch eine Abrechnung mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ab, der zunächst eine Klage in den Raum gestellt und sich dann eine Entschuldigung Werdeniggs gewünscht hatte. "Ski Macht Spiele" ist eine kritische, 64 Seiten starke Auseinandersetzung mit Strukturen im heimischen Sport. Den ÖSV nennt Werdenigg ein "Beispiel für die Macht in Systemen mit Männern, die an einer Gesellschaftsform festhalten, in der die Alten das Sagen über die Zukunft der jungen Generation haben wollen".

Die Abfahrts-Olympiavierte von 1976 bewegt sich auf ihr bekanntem Terrain. Werdenigg, 2007 mit dem Staatspreis Multimedia & E-Business ausgezeichnet, schreibt seit Jahren auf kunstpiste.com über Skithemen. Teile eines Kommentars, den sie 2015 über Anna Fenningers Wickel mit dem ÖSV verfasste, flossen in "Ski Macht Spiele" mit ein.

Im Kapitel "Der Weiße Rausch" setzt sich Werdenigg mit der in den 70ern im Skisport "gängigen Droge Alkohol" auseinander, mit den Trainern Sailer und Kahr, mit einem "Klima, in dem sexualisierte Gewalt gut gedeihen konnte". Seit November wurde sie von vielen Opfern sexueller Gewalt kontaktiert. "Schließ es zuerst für dich selber ab", rät sie stets. "Schau, dass die Wut weg ist, bevor du weitere Schritte unternimmst." (Fritz Neumann, 15.3.2018)