Moskau – Russland hat im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal die Herstellung sogenannter Nowitschok-Kampfstoffe bestritten. "Es gab weder in der Sowjetunion noch in Russland Programme zur Entwicklung chemischer Kampfstoffe mit dem Namen Nowitschok", sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Riabkow am Donnerstag laut Nachrichtenagentur Interfax.

Die britische Regierung verdächtigt Russland, an dem Anschlag auf Skripal und dessen Tochter beteiligt gewesen zu sein. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des Nervengifts Nowitschok, das in der früheren Sowjetunion entwickelt worden war.

Westliche Medien hatten seit Mitte der 1990er-Jahren über die Existenz des Giftes berichtet. Im Jahr 1992 machte der Chemiker Wil Mirsajanow in einem Zeitungsartikel das geheime Chemiewaffenprogramm der Sowjetunion öffentlich, und sprach dabei auch über Nowitschok. In der Folge wurde Mirsajanow wegen Hochverrats inhaftiert, 1994 nach einem Prozess jedoch freigelassen. Ihm wurde die Ausreise erlaubt, seither lebt er in den USA.

Proben an OPCW

Die britische Regierung will derweil Zweifel ausräumen und internationalen Experten eine Analyse des Nervengifts ermöglichen. Dafür solle der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) die Möglichkeit gegeben werden, die Ergebnisse der britischen Ermittler zu überprüfen, schrieb der britische Außenminister Boris Johnson in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" laut Vorabbericht.

Johnson beschuldigte erneut Russland, hinter dem Anschlag zu stecken, bei dem Skripal und dessen Tochter so schwer verletzt wurden, dass sie sich mit ungewisser Prognose in der Intensivstation befinden: "Nur bei Russland treffen heute eine Vorgeschichte staatlich unterstützter Morde mit einem öffentlich eingestandenen Motiv für den versuchten Mord an Sergej Skripal und Vorräten von Nowitschok-Kampfstoffen zusammen." (APA, Reuters, 15.3.2018)