Hamburg – Ego-Shooter- oder Computer-Kampfspiele stehen immer wieder in der Kritik. Nun haben Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) den Einfluss auf die Aggressivität von erwachsenen Spielern untersucht. "Der in der Öffentlichkeit oft angeführte negative Einfluss von Gewalt-Videospielen auf das Verhalten der Spieler lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. In unserer Studie konnten wir keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der Probanden feststellen. Nun ist noch zu erforschen, ob sich auch das Verhalten von Kindern und Jugendlichen nicht durch das Spielen von Gewaltspielen nachhaltig verändert", fasst Studienleiterin Simone Kühn die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.
In den bisherigen Studien wurden die Spieler primär unmittelbar nach dem Spielen untersucht, wenn die Spieler noch im sogenannten "Shoot em up-Modus" waren, betonen die Forscher. Dieses Phänomen ist in der Psychologie schon lange unter dem Begriff "priming" bekannt. Die Hamburger Wissenschafter wollten hingegen eruieren, wie und ob sich das Aggressionsverhalten langfristig ändert, wenn die Spieler über einen längeren Zeitraum ein Gewaltspiel spielen.
Keine Veränderungen gemessen
An der Studie haben 90 Erwachsene teilgenommen, die in ihrem Alltag nicht regelmäßig Videospiele spielen und für die Studie in drei Gruppen aufgeteilt wurden. Eine Gruppe spielte in einem Zeitraum von zwei Monaten "Grand Theft Auto", in dem die Spieler für ihr aggressives Verhalten belohnt werden. Die Probanden der anderen Gruppe spielten im gleichen Zeitraum das Videospiel Sims, in dem die Spieler virtuelle Figuren kreieren, deren Aussehen sowie Personalität sie individuell anpassen und die sie dann in ihren sozialen Netzwerken begleiten können. Eine dritte Gruppe spielte keine Videospiele.
Vor und nach diesen zwei Monaten, in denen die Probanden im Durchschnitt 33 Stunden gespielt hatten, untersuchten die Wissenschafter anhand verschiedener Tests das Verhalten der Studienteilnehmer. Unter anderem wurden mit Fragebögen, aber auch mit impliziten Verhaltenstests die Aggression sowie die unterschwellige Aggression getestet. Darüber hinaus wurde auch das Sozialverhalten, vor allem die Fähigkeit zur Empathie, untersucht.
Die Tests wurden zwei Monate nach dem letzten Videospiel wiederholt. Dabei wurden keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der Spieler festgestellt – weder beim Vergleich der Testergebnisse vor dem Spiel und einen Tag nach dem letzten Spiel noch beim Vergleich des Verhaltens vor Beginn des ersten Spiels und zwei Monate nach dem letzten Spiel. (red, 16.3.2018)