Die Schule hat einen direkten Ausgang ins Freie, Begegnungszonen zwischen Schülern und Bewohnern sind aber nicht geplant.

Visualisierung: Sne Veselinovic ZT GmbH

Die Klassenräume orientieren sich alle zum ruhigen Innenhof. Das Wohnheim hat ein getrenntes Stiegenhaus.

Visualisierung: http://www.oln.at

Oben wohnen, unten lernen – das wird ab Herbst in einem multifunktionalen Gebäude in Wien-Donaustadt möglich sein. In der Wagramer Straße 224 entsteht eine Ganztagsvolksschule für 225 Kinder, die die Räume im Erdgeschoß und ersten Stock nutzen werden. In die drei darüber liegenden Geschoße werden die neuen Bewohner der Wohnheimapartments, die im geförderten Wohnbau errichtet werden, einziehen. Gebaut wird von den beiden Hälfteeigentümern der Liegenschaft, der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) und der Migra. In der Schule finden neun Volksschulklassen, ein Speisesaal mit Aufwärmküche, Lehrerarbeitszimmer, eine Bibliothek, Freizeiträume und Garderoben Platz. Im Untergeschoß sind ein Bewegungs- und ein Gymnastikraum untergebracht. In den oberen Stockwerken mit 113 Wohneinheiten gibt es Gemeinschaftsflächen, wie etwa eine Bibliothek, Kommunikationszonen, Terrassen oder Waschküchen.

Platz für moderne Pädagogik

Geplant wurde das kombinierte Gebäude von der Architektin Sne Veselinovic: "Die größte Herausforderung war es, die verschiedenen Dimensionen von Räumen zu einem Ganzen zusammenzufügen." Die räumlich großzügige Schule musste mit der kleinteiligen Wohnheimstruktur und den dazu benötigten Versorgungsleitungen in Einklang gebracht werden. Veselinovic wollte weg von den klassischen Gangschulen, sie hat die Erschließungen zu Spiel- und Lernstraßen aufgewertet, mitsamt Faltungen, Eckbereichen und Mobiliar.

Die zweigeschoßige Aula mit Galerie ist gut für schulinterne Veranstaltungen nutzbar. "Ich wollte die moderne Pädagogik in die Schulräume bringen, damit offenes Lernen möglich ist", so die Architektin. Sämtliche Säle und Räume sind miteinander koppelbar, die Klassen haben großzügige Belichtungsflächen und bieten aufgrund ihrer quadratischen Form die Möglichkeit für alternative Unterrichtsformen statt Frontalunterricht.

Temporärer Wohnbedarf

Die Apartments in den oberen Stockwerken sind zwischen 25 und 30 Quadratmetern groß und alle möbliert. Die Übergabe ist ebenfalls für den Herbst geplant, heißt es vonseiten der Migra. Das Wohnheimapartmenthaus ist für Personen mit vorübergehendem Unterbringungsbedarf konzipiert: "Neben dem Bedarf aufgrund internationaler und nationaler Zuwanderung gibt es auch Interessenten im Zuge von Trennungen von Lebensgemeinschaften oder des erstmaligen Auszugs junger Menschen von zu Hause", beschreibt Migra-Geschäftsführer Alfred Petritz die künftigen Bewohner. Sie gehörten unterschiedlichen Bildungs- und Einkommensschichten an.

Generell sei es eine sehr kostengünstige Wohnmöglichkeit, ohne selbst möblieren zu müssen. Die Mietkosten belaufen sich auf rund 18 Euro brutto pro Quadratmeter, all-in.

"Positives Beispiel"

Die Schule wird an die Stadt Wien vermietet, mit einer Kaufoption. Wie es dazu kam? "Das Volksschulprojekt war Teil eines Schulcampus, den die WBV-GPA für das evangelische Schulwerk zu realisieren beabsichtigte. Nachdem das Gymnasium fertiggestellt war, entschied die Stadt Wien, die schon geplante Volksschule selbst zu bauen. In der Zwischenzeit hatte jedoch die Migra dieses Grundstück zur Errichtung eines Wohnheimes erworben", erklärt WBV-GPA-Geschäftsführer Michael Gehbauer die Hintergründe. So wurde die Idee geboren, Schulinfrastruktur und leistbaren Wohnraum in einem Gebäudekomplex zu vereinen.

In der Vergangenheit war kritisiert worden, dass keine Ausschreibung für die Schule stattgefunden hat. "Der Gemeinderat hat zugestimmt, und die Stadt Wien war nicht Grundstückseigentümer", entgegnet Gehbauer. Für ihn ist das Projekt ein "positives Beispiel, wie man einen Schulbau in Wien rasch umsetzen kann". (Marietta Adenberger, 29.3.2018)