Bratislava – Die Kreiszentrale der sozialdemokratischen Partei Smer (Richtung) von Ex-Ministerpräsident Robert Fico im mittelslowakischen Žilina ist in der Nacht auf Freitag Zielscheibe eines Brandanschlags geworden, berichtete die slowakische Nachrichtenagentur Tasr.

Verletzt wurde dabei niemand. Die Feuerwehr in Žilina bestätigte, dass der Brand von unbekannten Tätern offensichtlich vorsätzlich gelegt worden sei. Diese hatten einen mit Benzin übergossenen brennenden Reifen auf ein Nebengebäude geworfen. Die Polizei hat bereits Ermittlungen eingeleitet.

Herbeigerufenen Löschtrupps gelang es gegen Mitternacht, die Flammen unter Kontrolle zu bekommen und ein Ausweiten des Brandes zu verhindern. Nach zwei Stunden war der Brand gelöscht, ein Teil des Daches ist aber abgebrannt.

Verbindung zu Journalistenmord möglich

Laut Medienberichten hängt der Anschlag höchstwahrscheinlich mit der aktuellen politischen Krise in der Slowakei zusammen, die nach dem Mord am Investigativjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová vor knapp drei Wochen ausgebrochen ist. Diese Vermutungen stützen sich darauf, weil die Täter auch das Wort "Diebe" auf die Außenwand des Bürogebäudes gekritzelt hatten, wie der TV-Sender Markíza berichtete.

Neben der Kreiszentrale der Fico-Partei sind im betroffenen Gebäude auch Abgeordnetenbüros von Parteimitgliedern angesiedelt, darunter auch jenes von Smer-Vizechef Juraj Blanár.

Infolge der Krise nach dem Journalistenmord trat Ministerpräsident Robert Fico am Donnerstag mit seiner Regierung zurück, die aktuelle slowakische Regierungskoalition will aber weitermachen. Den Auftrag zur Regierungsbildung erhielt bereits der bisherige Smer-Vizepremier Peter Pellegrini, der bisher für Digitalisierung zuständig war.

Erneut Proteste geplant

Opposition und Teile der Öffentlichkeit wollen sich damit nicht abfinden. Die Organisatoren der Massenproteste unter dem Motto "Für eine anständige Slowakei" riefen für Freitag erneut zu Kundgebungen auf. Sie weiteten ihre Forderungen aus und verlangen jetzt vehement Neuwahlen. Dies sei die einzige Möglichkeit, um Anständigkeit in die Politik zurückzubringen, erklärten sie in sozialen Netzwerken.

Die Bemühungen der Regierungskoalition, sich um jeden Preis an der Macht zu halten, seien ein klarer Beweis, dass Korruptionsskandale, über die auch der ermordete Kuciak berichtet hatte, erneut "unter den Teppich gekehrt" werden sollen, so die Organisatoren. In 30 slowakischen Städten sowie im Ausland sollen Kundgebungen stattfinden. Via Internet sagten rund 23.000 Menschen ihre Teilnahme allein am Protest in der Hauptstadt Bratislava zu, tausende weitere wollten aus allen Ecken des Landes kommen.

Die Kundgebungen am Freitag letzter Woche hatten sich zu den größten Massenprotesten gegen die Regierung seit der Wende 1989 in der Slowakei entwickelt. (APA, 16.3.2018)