Linz – 14 Monate war der Bundespräsident im Amt – und zwei Dritteln der Bevölkerung gefiel er inzwischen sehr gut oder gut. Das war der Befund des Linzer Market-Instituts in einer Umfrage für den STANDARD. Man schrieb das Jahr 1993, und der Bundespräsident hieß Thomas Klestil.

25 Jahre später heißt der Bundespräsident Alexander Van der Bellen, auch er ist gerade 14 Monate im Amt – aber die Daten, die das Market-Institut zum Vergleich erhoben hat, sehen deutlich bescheidener aus: Nur 13 Prozent gefällt der amtierende Bundespräsident "ausgezeichnet", 30 Prozent gefällt Van der Bellen noch "gut".

Dagegen sagen 13 Prozent, ihnen gefalle der Bundespräsident weniger gut, und 18 Prozent sagen sogar, er gefalle ihnen gar nicht gut. Auf die mittlere Beurteilung "gefällt einigermaßen" verlegen sich 22 Prozent, vier Prozent enthalten sich der Bewertung. Ähnlich schlechte Werte hatte Thomas Klestil allerdings am Ende seiner Amtszeit im Herbst 2003.

Immerhin 30 Prozent der Wahlberechtigten stehen laut dieser aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD voll zu der Aussage, dass Bundespräsident Van der Bellen ein "Bundespräsident für alle Österreicherinnen und Österreicher" sei – ein Viertel der Befragten (darunter 59 Prozent der FPÖ-Wähler) lehnt es komplett ab, dass Van der Bellen für alle Österreicher Bundespräsident wäre.

Polarisierung nach dem Muster der Wahl

David Pfarrhofer, Institutschef bei Market: "Bundespräsident Van der Bellen polarisiert nach wie vor. Nur 52 Prozent – also etwa so viele, wie ihn im Dezember 2016 gewählt haben – sehen ihn als eine moralische Autorität."

22 Prozent stimmen der Aussage zu Van der Bellens moralischer Autorität – die jeder Bundespräsident für sich beansprucht – vollständig zu.

Aber die Zustimmung ist in verschiedenen Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich ausgeprägt: 35 Prozent der höher Gebildeten akzeptieren die moralische Autorität des Bundespräsidenten, ähnlich hoch ist sie unter SPÖ-Wählern und noch höher bei den (statistisch kaum ins Gewicht fallenden) Wählern von Grünen und Liste Pilz. Dagegen sagen 48 Prozent der Wähler der Freiheitlichen, dass sie dem amtierenden Bundespräsidenten gar keine moralische Autorität zubilligen.

Rote Fans des Bundespräsidenten

Ähnlich verteilen sich jene 13 Prozent, denen Van der Bellen ausgezeichnet gefällt, auf verschiedene Bevölkerungsgruppen: Auch hier sind es SPÖ-Wähler, die besonderen Gefallen am Amtsinhaber zeigen. Die erklärten FPÖ-Anhänger legen sich zu 44 Prozent auf die Bewertung "gar nicht gut" fest – während nicht einmal ein Prozent der Freiheitlichen die Bestnote geben mag.

FPÖ-Wähler honorieren nicht, dass Alexander Van der Bellen (re) den freiheitlichen Parteichef Heinz-Christian Strache (li) in der Regierung akzeptiert hat
Foto: APA/Schlager

Wahlforscher Pfarrhofer: "Die FPÖ-Wähler honorieren überraschenderweise kaum, dass Van der Bellen die Regierungsbeteiligung ihrer Partei ermöglicht hat."

Nur Minderheit sieht sich "verraten"

Im Gegenteil: Es sind die Freiheitlichen, die sich in hohem Maß von Van der Bellen enttäuscht sehen und ihm Wählerverrat vorwerfen – obwohl man annehmen kann, dass sie ihn nicht gewählt haben.

Umgekehrt: Nur sieben Prozent der SPÖ-Wähler meinen, dass Van der Bellen seine Wähler verraten hätte.

Und wer sagt, dass sich seine oder ihre persönliche Meinung von Van der Bellen verbessert hätte? In der Gesamtbevölkerung sind das immerhin 41 Prozent, die eine solche Verbesserung mehr (14 Prozent) oder weniger deutlich (27 Prozent) einräumen – aber auch sie sind sehr ungleich verteilt: Die SPÖ-Wähler bekunden mehrheitlich, von Van der Bellen jetzt eine höhere Meinung zu haben, die Wähler der Koalitionsparteien stimmen mehrheitlich wenig bis gar nicht zu. (Conrad Seidl, 19.3.2018)