Graz – Zunächst einmal nimmt man die Karosserieform als "SUV tiefergelegt" wahr, dann ist auch die starke optische Verwandtschaft zu den beiden bestehenden SUVs F-Pace und E-Pace unverkennbar, wobei der I-Pace schließlich näher dem F-Pace steht, nämlich in Größe und durch Aluminiumbauweise. Dieses äußere Bild spitzt die Erwartungshaltung zu. Jetzt spätestens muss der Jaguar I-Pace wirklich einlösen, was sein Auftreten und sein Stammbaum versprechen, auch als Elektroauto.

I-Pace, das Sports Utility Vehicle, das eigentlich ein Sportwagen ist, der auf fetten Batterien sitzt.
Foto: Jaguar Land Rover

Trotz der Fahrzeughöhe ist die Sitzposition eher sportwagenhaft gestreckt. Die Design-Grundlinie des Sports Utility Vehicle kommt vor allem dem Raum für die Batterien und dem human nutzbaren Platz zugute (und der Élégance der Passagiere beim Ein- und Aussteigen, schlicht weil man sich weniger bücken muss).

Tiefer Schwerpunkt

Sonst eigentlich eher: Sportwagen. Kein Wunder, die mächtigen Batterien, allesamt in einer Wanne geschützt am Wagenboden zwischen Vorder- und Hinterachse angeordnet, sorgen für einen um 13 Zentimeter tieferen Schwerpunkt gegenüber dem E-Pace mit sehr ähnlicher Statur. Das ist extrem viel in einem Bereich, wo es normalerweise um Millimeter geht und nicht um Zentimeter.

Die Batterien im Wagenboden sorgen für einen tiefen Schwerpunkt.
Foto: Jaguar Land Rover

Ich fahre los und spüre auf den ersten Metern, dass keiner der alten Grundwerte, die wir früher banal als Fahrspaß bezeichneten, verlorengegangen ist oder gar verraten wurde. Neue sehr erquickliche Facetten des Fahrspaßes erschließen sich schon in den ersten Kurven, Stichwort "One-Pedal-Feeling" durch einen scharfen Rekuperationsmodus.

Erweiterung des Fahrspaßes durch das "One-Pedal-Feeling".
Foto: Jaguar Land Rover

Der enormen Fahrzeugmasse von 2,2 Tonnen stehen ein sehr tiefer Schwerpunkt und eine sehr hohe Motorleistung (400 PS) gegenüber. Unter dem Strich ergibt das eine beeindruckende Dynamik, einen heftigen Schub und erhebliche Querbeschleunigung. Leicht fühlt sich das Auto deshalb aber nicht an. Das Gewicht ist allgegenwärtig, setzt eine mächtige Bremsanlage voraus (obwohl man sie fast nie nützt), wirkt aber in keinem Moment wie eine Last, sondern eher wie ein Magnet, der dich zu Boden zieht. Der Grundcharakter ist in allen Lebenslagen vom Allradantrieb geprägt in einer erfrischenden, sehr subtil heckbetonten Abstimmung.

Stufendynamik

Was die Fortbewegung im I-Pace ganz deutlich von gewohnten dynamischen Eindrücken unterscheidet, ist die Möglichkeit, aus zwei Rekuperationsstufen zu wählen. In Stufe eins erlebt man eine Dynamik, die sehr gut mit einem normalen Automatikfahrzeug vergleichbar ist. In Stufe zwei erhält man hingegen eine Dynamik, die ein Verbrennungsmotor nicht bieten kann, eine weitere Dimension der lustvollen Fortbewegung, die sich aus der scharfen Rekuperation heraus ergibt.

Der Innenraum des I-Pace.
Foto: Jaguar Land Rover

Verstellbare Rekuperation gibt es bei anderen Fahrzeugen auch, ist auch dort ein wichtiger Beitrag zu einem positiven Fahrerlebnis. Hier im I-Pace wird aber über den Allradantrieb das Erlebnis noch einmal ein Stück erweitert. Das aktive Gefühl beim Beschleunigen wird um ein aktives Gefühl bei Kurvenannäherung ergänzt, oder anders gesagt: Vom-Gas-Gehen und Bremsen werden eins. Der Übergang von Motorbremswirkung durch Rekuperieren auf harten Einsatz der mechanischen Radbremsen geht nahtlos vonstatten. Hier legt der Jaguar im Moment die Latte, da hat wohl auch die Herkunft als klassischer Automobilhersteller sehr geholfen.

V6-Geräusche

Jaguar hat natürlich nicht vergessen, dass Autofahren mehr ist, als allein zeitgemäß umweltschonend zu fahren, dass auch liebgewonnene Gewohnheiten zu beachten sind. So hat man auch das Sounddesign als grundlegende Disziplin wahrgenommen und bietet dem Fahrer eine akustische Untermalung in der geschmacklichen Spanne zwischen elektrischem Railjet-Sausen und V6-Zylinder-Maschinengeräusch.

Der I-Pace beim Tanken.
Foto: Jaguar Land Rover

Die exklusive Gelegenheit zu diesen ersten Fahreindrücken ergab sich im Rahmen der statischen Weltpremiere in der Produktionshalle bei Magna in Graz im Vorfeld des Genfer Salons. Erhältlich ist der erste batterieelektrische Jaguar ab Juli, Reichweite: bis zu 480 Kilometer, Kostenpunkt: 78.380 Euro. (Rudolf Skarics, 19.3.2018)