Sabine Dönz vom Wiener Radpunkt ist diplomierte Fahrradtechnikerin und bietet einmal im Monat spezielle Schraubkurse für Frauen an.

Foto: Sabine Dönz

Innsbruck – Was Radfahrer tun sollten, um über die Wintermonate nicht die Form zu verlieren, wurde an dieser Stelle bereits erörtert. Ebenso wichtig ist es, seinem Bike über die Winterpause den nötigen Service angedeihen zu lassen. Die Wartung der Federelemente wird im Folgenden bewusst ausgespart, auch wenn sie für abfahrtsorientierte Radler wohl den wichtigsten Winterservice darstellt. Doch dazu bedarf es, neben dem passenden Werkzeug, auch entsprechenden Fachwissens. Beides kann gemeinhin mit Geld kompensiert werden, wie jeder Downhiller aus leidvoller Erfahrung weiß.

Hilfreiche Videoratgeber

Um den ohnehin strapazierten Geldbeutel zu schonen, empfiehlt es sich, zumindest die Basisreparaturen an seinem Fahrrad selbst vorzunehmen. Das ist einfacher, als man denkt. Und wer keinen Schraubbuddy zur Hand hat, kann auf zahllose Youtube-Tutorials ausweichen. Es gibt nichts, wofür es keine Anleitung in bewegten Bildern gibt. Die Qualität der Crashkurse variiert zwar stark, aber in der Regel genügt eine kurze Internetsuche, um das jeweils passende Tutorial zu finden. Und wer lieber liest, dem sei der Vater aller Schrauber empfohlen, Sheldon Brown. Auf seiner Website findet sich alles, was mit Radfahren zu tun hat. Hier eine ebenfalls anschauliche deutsche Site mit Schraubtipps aus der Schweiz.

In diesem Video wird leicht verständlich erklärt, wie man die Bremsbeläge bei Scheibenbremsen schnell und problemlos selber wechseln kann. Derartige Videos gibt es für jede Reparatur am Bike.
Grinsgesicht

Beim Mountainbike braucht es schon ein wenig Hingabe, um sich die Basistechniken anzueignen. Vom Steuersatzeinbau über die Tretlagerwartung bis hin zum Umwerfereinstellen reicht die Bandbreite. Im Alltag genügen hingegen ein paar Grundfertigkeiten, um kleinere Gebrechen selbst zu beheben und im Fall einer Panne unterwegs mobil zu bleiben. Dieses Einmaleins des Radfahrens lässt man sich am besten von versierteren Kolleginnen und Kollegen beibringen. Gerade im Frühjahr bieten wieder zahlreiche Vereine und Initiativen entsprechende Workshops an.

Von Frauen für Frauen

Weil Mobilität auf zwei Rädern seit jeher weiblich ist, wie hier vor zwei Wochen zu lesen war, bietet Sabine Dönz vom Radpunkt in Wien einmal im Monat einen Schraubworkshop von Frauen für Frauen an. Die diplomierte Fahrradtechnikerin vermittelt in diesen dreistündigen Einheiten das Know-how, um auf Touren unabhängig zu sein, wenn das Radl bockt. Vom Reifenflicken bis hin zu den technischen Fachbegriffen reicht die Palette der Lerninhalte.

"Wir haben bemerkt, dass sich Frauen wohler fühlen, wenn sie unter sich sind bei solchen Workshops", erklärt Dönz. Daher räumt sie bei den Kursen auch besonders viel Platz für Fragen ein: "Sind Männer dabei, trauen sich viele Frauen aus Scham oft nicht nachzufragen." Umso größer sei die Freude bei den Absolventinnen, wenn sie ihre ersten Reparaturen in Eigenregie vollführen, ohne männliche Hilfe. "Das ist schließlich keine Hexerei, und wir üben genau das im Kurs", sagt Dönz. Der nächste Workshop findet am Mittwoch, 21. März im Radpunkt statt und kostet 25 Euro – um Anmeldung wird gebeten.

Freie Radwerkstätten in den Ländern

Ein anderes, sehr beliebtes Modell sind die Do-it-yourself-Werkstätten, wo das Prinzip gilt: Hilf mir, es selbst zu tun. Diese Vereine oder Institutionen bieten in der Regel einen Arbeitsplatz mit Montageständer, alles Werkzeug, das nötig ist, versierte Experten zur Beratung und oft sogar diverse Ersatzteile. Die Idee dahinter ist, die Radler zu "erziehen" und ihnen die Grundfertigkeiten beizubringen. Darüber hinaus sind solche Werkstätten sehr oft hilfreich, wenn einem etwa das passende Einpresswerkzeug oder Ähnliches fehlt.

Mittlerweile gibt es in fast allen größeren Städten eine solche Einrichtung. In Innsbruck nennt sie sich die Bikerei und lädt immer dienstags von 18 bis 21 Uhr zum gemeinsamen Schrauben in die Kulturbäckerei in Dreiheiligen. In Graz ist es die Fahrradküche, die (fast) jeden Donnerstagabend zum gemeinsamen Schrauben und Fachsimpeln lädt. In Oberösterreich wartet Linz mit einer Bike Kitchen auf, die ebenfalls donnerstags geöffnet hat.

Großes Angebot in Wien

In Wien bieten eine ganze Reihe von Initiativen und Vereinen Ähnliches an. Die Church of Bike stellt ihre Räume im achten Bezirk und die Werkzeuge Vereinsmitgliedern kostenlos zur Verfügung. Eine echte Institution in dem Bereich ist die Fahrradselbsthilfewerkstatt im WUK, die an mehreren Tagen die Woche geöffnet hat – Details siehe im Link. Ähnliche Hilfsangebote für Selbermacher bietet die Vienna Bike Kitchen im 15. Bezirk. Zudem werden auch dort an jedem ersten Freitag und jedem dritten Montag im Monat spezielle sogenannte Flint-Schraubkurse für Frauen, Lesben, Intersexuelle, Non-Binary- und Transgender-Personen abgehalten. Ebenfalls in Wien und jeden Dienstagabend für interessierte Biker geöffnet: die Flickerei im dritten Bezirk.

So weit ein kurzer Überblick zu offenen Radwerkstätten und speziellen Tutorials, die helfen, das Bike fit für den Frühling zu machen. Bitte um ergänzende Postings im Forum. Wo in Österreich gibt es noch Radwerkstätten, die man besucht haben sollte oder die einen bestimmten nichtkommerziellen Mehrwert bieten? Ich freue mich über Ihre Hinweise! (Steffen Arora, 20.3.2018)