Wien – In Österreich sind Tuberkuloseerkrankungen im Jahr 2017 um zehn Prozent zurückgegangen, wie die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) mitteilte. "Die Gefahr besteht jedoch darin, dass eine unzureichende Therapie oder Therapiefehler zur Entwicklung resistenter Tuberkulosebakterien führen", sagte ÖGP-Generalsekretär Bernd Lamprecht.

Die heimische Entwicklung entspreche einem europäischen Trend. International zählt Tuberkulose aber nach wie vor zu den häufigsten und gefährlichsten Infektionserkrankungen. Weltweit erkranken jährlich über zehn Millionen Menschen, mehr als 1,5 Mio. sterben daran.

"Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung trägt das für die Erkrankung verantwortliche Bakterium in sich, weist aber keine Symptome auf und ist somit nicht ansteckend", erklärte Rudolf Rumetshofer, Leiter der Tuberkulosestation Severin im Wiener Otto Wagner Spital. "Rund zehn Prozent der Infizierten entwickeln aber im Lauf ihres Lebens eine aktive Tuberkulose und stellen damit ein Ansteckungsrisiko für andere Menschen dar."

Medikamentöse Unterversorgung

Von jenem Drittel der Weltbevölkerung, das mit dem Tuberkuloseerreger infiziert ist, werden jährlich nur etwa 1,2 Millionen Menschen präventiv behandelt. 600.000 der Erkrankten haben eine multiresistente Tuberkulose, aber nur 160.000 von ihnen werden mit wirksamen Medikamenten behandelt. Nur jeder achte Patient mit multiresistenter Tuberkulose wird nach Angaben der ÖGP tatsächlich geheilt.

569 Tuberkulose-Fälle wurden im vergangenen Jahr in Österreich gemeldet. Das entspricht einem Rückgang um 65 Fälle zum Vergleichszeitraum 2016. Sowohl bei den Patienten mit österreichischer (2016: 210 Fälle; 2017: 194) als auch ohne österreichische Staatsbürgerschaft (2016: 424; 2017: 375) war ein Rückgang der absoluten Fallzahlen zu verzeichnen. Die Anzahl an schwierig zu behandelnden multiresistenten Tuberkulose-Fällen ist im vergangenen Jahr mit 15 (2016: 15) multiresistenten und drei XDR (Extensively drug-resistant tuberculosis) (2016: 2) Tuberkuloseisolaten annähernd gleich geblieben.

Mittels Schnelltest (Nukleinsäureamplifikationstechnik) kann Tuberkulose bereits innerhalb weniger Stunden mit hoher Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden. Ob bei der jeweiligen Tuberkulose-Erkrankung Resistenzen vorliegen, wird mit den zeitlich aufwendigeren Tuberkulosekulturen ausgetestet. In Österreich wird bei allen Tuberkuloseerregern eine Resistenztestung durchgeführt.

Gewisse Medikamente müssen importiert werden

Seit 2016 werden in Österreich alle Isolate von an Tuberkulose erkrankten Personen mittels Ganzgenom-Sequenzierung durch das österreichische Tuberkulosereferenzlabor in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) analysiert, erklärte Alexander Indra, Leiter des dortigen Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Durch den Vergleich der gewonnenen Daten konnte 2017 in Zusammenarbeit mit dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), der Universität Zürich und den Gesundheitsbehörden der betroffen Länder ein europaweiter Tuberkuloseausbruch unter Asylwerbern aus der östlichen Region Afrikas aufgeklärt werden.

Zur Behandlung der Erkrankung in Österreich seien theoretisch alle wirksamen Medikamente verfügbar, sagte Rumetshofer, jedoch seien immer weniger Standard-Tuberkulosemedikamente vorrätig. "So ist beispielsweise Isoniazid, das Standardpräparat der präventiven Therapie, in Österreich derzeit nicht verfügbar", so Rumetshofer.

Es müsse dann ein alternatives Präparat verordnet, chefärztlich genehmigt und aus Deutschland importiert werden. Dies provoziere Therapiefehler und könne zur Entwicklung von Resistenzen beitragen, kritisierte Rumetshofer. Ein großer Teil der Medikamente zur Behandlung von multiresistenter Tuberkulose müsse ebenfalls importiert werden, da sie in Österreich nicht verfügbar seien.

Weltweit sterben täglich 4.500 Menschen an TBC

Neben einer konsequenten Tuberkulosetherapie seien auch die öffentlichen Gesundheitsorgane gefordert, die mit Umgebungsuntersuchungen und Untersuchungen von Risikogruppen wesentlich zum Rückgang der Tuberkulosezahlen beitragen, betonte Rumetshofer.

Am 24. März wird jährlich der Welttuberkulosetag begangen, um auf die Bedeutung der Entdeckung des Tuberkuloseerregers – Mycobacterium tuberculosis – durch Robert Koch im Jahr 1882 hinzuweisen. Zudem soll daran erinnert werden, dass die Erkrankung trotz großer medizinischer Fortschritte noch immer weltweit täglich mehr als 4.500 Menschenleben fordert. (APA, 21.3.2018)