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Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Das hat sich Wittgenstein so gedacht, nicht ahnend, dass Leute, die einander nichts zu sagen haben, heute einfach schreiben. Und zwar Kurzmitteilungen auf diversen mobilen Endgeräten. Ohne Ende. Ständig.

Wenn das Neil Postman noch erlebt hätte: Nicht mit dem Fernsehen amüsieren wir uns zu Tode, sondern mit Displays. Bunt, laut, Grinsekatzen, Nachrichten, Text, Bild, Infotainment, Entertainment, Beruf, privat – alles eins. Der finale Beweis, dass also doch das Medium die Botschaft ist, wie uns McLuhan schon seinerzeit prophezeit hat?

Eine mögliche Antwort auf diese Frage liefert jedenfalls Plopp, jene Arte-Sendung, die so heißt, wie der Signalton eingehender Mitteilungen oft klingt. Plopp ist eine im Grunde zu lesende Miniserie, kreiert im Stil von Chat-Unterhaltungen: Zwei fiktive Charaktere kommunizieren über das Alltägliche miteinander, indem links und rechts auf dem Bildschirm die entsprechenden Textblasen auftauchen.

Es sind kurze Lehrfilme darüber, wie Menschen aneinander vorbeischreiben, wenn der Inhalt der Form untergeordnet wird. Etwa so: "er kann schon lächeln!", textet der frischgebackene Papa "vince_steiner1983". Darauf Freund "Matzzz", zu dem sich der Kontakt ein wenig reduziert zu haben scheint: "wie niedlich".

Knapp 60 Milliarden Nachrichten werden täglich über Whatsapp gesendet. Schlimmer: Die meisten werden sogar gelesen. Dinge, über die man sich nicht zu unterhalten brauchte, werden eben nicht interessanter, wenn sie als Plopp daherkommen. Auch ohne Datendesaster bei Facebook. (Michael Pekler, 21.3.2018)