Kabul – Ein gefährlicher Machtkampf zwischen dem afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani und dem mächtigen Gouverneur der nordafghanischen Provinz Balch ist offensichtlich beigelegt worden. Ghani hatte Atta Mohammed Noor im Dezember gefeuert. Doch der hatte sich geweigert, seinen Posten zu räumen.

Er hatte vor geplanten Parlamentswahlen in diesem und Präsidentenwahlen im kommenden Jahr gleichzeitig eine breite Oppositionsbewegung ausgebaut. Nun werde nach einem Abkommen mit der Regierung noch am Nachmittag ein neuer Gouverneur eingeführt, sagte Provinzsprecher Munir Farhad am Donnerstag.

Eine Quelle aus dem zuständigen Unabhängigen Direktorat für Lokale Regierungsführung (IDLG) bestätigte die Entwicklung. In Balch, das Atta Noor regiert hatte wie ein König, liegt auch das einzige große Lager der deutschen Bundeswehr in Afghanistan.

Auch ethnischer Konflikt

Der Streit zwischen dem paschtunischen Ghani-Camp und dem tadschikischen Atta-Camp, der der einflussreichen Jamiat-Partei angehört, hatte auch ethnische Spannungen geschürt. Ghani und Jamiat-Politiker Abdullah Abdullah führen zudem zusammen die fragile Einheitsregierung. Diplomaten hatten zwischenzeitlich befürchtet, sie könnte noch vor den Wahlen zerbrechen.

Hintergrund für Noors Rücktritt könnte seine Kandidatur für die Präsidentenwahl sein. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur im Februar hatte er bestätigt, dass er antreten wolle.

Atta Nurs Nachfolger werde Haji Mohammed Ishak Ragusar, sagte Provinzsprecher Farhad. Ragusar sei Mitglied in der Jamiat-Partei und Abgeordneter im Provinzparlament. Er habe zudem gleich nach dem Fall der Talibanregierung schon einmal zwei Jahre lang als Gouverneur von Balch gearbeitet. Beobachter halten Ragusar für einen Noor-Mann, womit der nun Ex-Gouverneur wohl weiter seinen großen Einfluss in der reichen und vergleichsweise sicheren Provinz behält. (APA, 22.3.2018)