So aus der Nähe ist der Mars natürlich leichter zu identifizieren.
Foto: APA/AFP/NASA

Kapstadt – Es wirkt fast wie eine Metapher auf das System Wissenschaft, was dieser Tage in einem sozialen Netzwerk abgelaufen ist: Auf den ersten Blick ließe es sich als Mahnung vor dem vielbeklagten "Publish or perish"-Phänomen lesen, also dem Veröffentlichungszwang, unter dem viele Forscher stöhnen. Letzten Endes zeigt die Episode aber, wie gut das selbstkorrigierende System Wissenschaft funktioniert. Und all das im Zeitraffer.

Was ist geschehen? Ein Astrophysiker aus Südafrika beobachtete den Himmel, als er ein sehr helles Objekt vorüberziehen sah. Aufgeregt verkündete Peter Dunsby von der Universität Kapstadt seine Entdeckung via "The Astronomer's Telegram", eine Art Twitter für Astronomen, und empfahl dringend weitere Untersuchungen des Himmelskörpers. Kurz darauf musste er allerdings zur Kenntnis nehmen, dass andere Menschen das mysteriöse Objekt schon vor ihm entdeckt und ihm sogar bereits einen Namen gegeben hatten: Mars.

Die Sichtung ereignete sich am 20. März – in seiner Aussendung betonte Dunsby, dass "Objekt ATel 11448" bei einer vorangegangenen Beobachtung am 8. März nicht zu sehen gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das rein optisch nahe dem Trifid- und dem Lagunennebel verortete Objekt aufgrund der viel geringeren Distanz des Mars zu uns natürlich noch in einer ganz anderen Himmelsregion befunden.

Wie die Wissenschaftsplattform "Science Alert" berichtet, hielt das Entdeckerglück kaum 40 Minuten an. Dann musste Dunsby eingestehen, dass seine Entdeckung einer Überprüfung nicht standgehalten hatte, begleitet von einer Entschuldigung und dem Versprechen, in Zukunft sorgfältiger zu sein.

Selbstkorrigierendes System

Und genau so funktioniert Wissenschaft: Eine – vermeintliche oder tatsächliche – Erkenntnis wird zur Diskussion gestellt, überprüft und gegebenenfalls verworfen. Wiederkehrenden Postings in Richtung "Wissenschaft ist das Gleiche wie Religion" zum Trotz zeigt die Episode, dass es sich um ein grundlegend anderes System handelt. Auch wenn der Korrekturprozess selten in derartigem Tempo abläuft.

Peter Dunsby indes wird vermutlich für längere Zeit mit dem Spott leben müssen, den ihm seine vorschnelle Verkündung eingehandelt hat – er versucht es mit Humor zu nehmen. Und zum Trost hat ihm "The Astronomer's Telegram" eine Urkunde für die Entdeckung des Mars ausgestellt:

(jdo, 22.3.2018)