Dracula war vielleicht das größte Tier, das jemals flog ... sofern es sich in ausgewachsenem Zustand noch in die Luft schwingen konnte.
Foto: Axel Schmidt/Dinosaurier Museum

Berlin – Es ist ein spektakuläres Fossil, und es wird auf eher unübliche Weise der Welt vorgestellt: Anstatt in einer Studie in einem Fachmagazin wurde die vielleicht größte Flugsaurierspezies, die es je gab, nun als neue Attraktion eines deutschen Dinosaurier-Parks präsentiert. Ein Fachartikel soll jedoch bereits in Arbeit sein, wie es auf der Pressekonferenz zur Präsentation hieß.

Das Tier, das den Spitznamen Dracula erhielt, soll gewaltige Dimensionen gehabt und die bisherigen Rekordhalter Hatzegopteryx und Quetzalcoatlus noch übertroffen haben: Es habe mindestens zwölf Meter Flügelspannweite gehabt und sei aufgrund seiner ungewöhnlich robusten Knochen etwa eine halbe Tonne schwer gewesen, berichtet das Dinosaurier Museum Altmühltal in Denkendorf. Dort ist das Tier nun als Prunkstück der Pterosaurier-Ausstellung "Die Herrscher der Lüfte" zu bewundern. Zu sehen sind zwei Modelle sowie einige originale Knochen.

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Der Azdharchide Hatzegopteryx (rechts) war schon beeindruckend genug, sein Verwandter Dracula soll aber noch ein Stück größer gewesen sein.
Illustration: AP Photo/Johns Hopkins University, Mark Witton

Das Fossil ist etwa 66 Millionen Jahre alt, entstammt also der letzten Phase nicht nur der großen Dinosaurier, sondern auch der mit ihnen weitläufig verwandten Pterosaurier. In dieser Spätphase hatten die Flugechsen ihre größten Vertreter hervorgebracht – die nun noch einmal übertroffen worden sein könnten. Wie Hatzegopteryx und Quetzalcoatlus wird auch Dracula vorläufig der Gruppe der Azhdarchiden zugeordnet.

Die Rekonstruktion basiert auf einer Reihe von Einzelknochen. Dazu gehörten unter anderem ein Halswirbel, ein Handwurzelknochen – größer als der eines Mammuts –, ein Stück des Unterkiefers, Oberarmknochen sowie weitere Arm- und Beinfragmente.

Auf Inseln kehren sich oft die Größenverhältnisse um: Hier trifft der Riesen-Flugsaurier auf im Vergleich zu ihrer Verwandtschaft winzige Sauropoden.
Illustration: Frederik Spindler/Dinosaurier Museum

Gefunden wurden die Fossilien ab 2009 in Rumänien, wo sich in der späten Kreidezeit noch die Inselwelt eines tropischen Meeres erstreckt hatte. Auf diesem Archipel sei Dracula wahrscheinlich der größte Räuber gewesen und habe keine Feinde gehabt, sagt der Paläontologe und Mitbegründer des Museums, Raimund Albersdörfer, der an den Ausgrabungen teilnahm.

Schon bei früheren Riesenflugsauriern wurde heiß diskutiert, ob sie sich aktiv in die Lüfte erheben konnten. "Wir wissen nicht, ob Dracula geflogen ist", sagt Albersdörfer. "Eine Möglichkeit, die wir für wahrscheinlich halten, ist, dass er nur in der Jugend fliegen konnte."

Neben Dracula wird in der Ausstellung auch eine Reihe kleinerer Flugsaurier gezeigt, die sicher fliegen konnten. Sie stammen aus dem Altmühltal, einem der wichtigsten Flugsaurier-Fundgebiete der Welt, gehören jedoch einem anderen Zeitalter an. "Die Flugsaurier aus dem Altmühltal stammen aus der Jurazeit und sind mit 150 Millionen Jahren mehr als doppelt so alt", sagt Albersdörfer. "Zu der Zeit gab es die riesigen Flugsaurier noch nicht". (red, APA, 22. 3. 2018)