Fondsmanager von österreichischen und internationalen Anbietern wurden vom Analysehaus Morningstar für ihre Leistungen im Jahr 2017 ausgezeichnet. Vergeben wurden die Preise im Sofitel Vienna Stephansdom.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Einem aktiven Mitbewerber hätte er umgehend persönlich gratuliert, aber dass er sich im Vorjahr einem Indexfonds geschlagen geben musste, habe ihn "natürlich gewurmt". Heuer hat es Fondsmanager Alois Wögerbauer wieder geschafft und bei den Morningstar-Fondsawards für 3 Banken-Generali Investment den Preis für den besten Österreich-Aktienfonds an Land gezogen (siehe Seite 15). Doch was sich bei Wögerbauer bloß nach einer sportlichen Herausforderung anhört, ist für die Branche der aktiv gemanagten Fonds deutlich mehr als das – ihr sitzen passive Indexvehikel nämlich seit Jahren im Nacken.

Diese bilden im Grunde starr diverse Aktien-, Anleihen- oder Rohstoffindizes ab, was deutlich weniger Kosten erzeugt als bei aktiven Fonds. Denn sowohl das Management als auch die dahinter stehende Research kosten Geld, das letztlich die Kundschaft aufbringen muss. Die Krux an der Sache: Etliche aktive Manager schaffen es nicht, den jeweiligen Vergleichsindex dauerhaft zu übertreffen – womit passive Indexfonds aus Anlegersicht die bessere, weil kostengünstigere Wahl wären.

Immer mehr Indexprodukte

Eine entsprechende Entwicklung ist seit geraumer Zeit am Fondsmarkt auch zu beobachten, nämlich stetig steigende Marktanteile von Indexprodukten, die in börsennotierter Variante auch als Exchange Traded Funds (ETFs) bezeichnet werden. Laut Daten des Fondsanalysehauses Morningstar hat sich der Anteil passiver Produkte am gesamten Kuchen in Europa im Vorjahr um einen Prozentpunkt auf 16 Prozent erhöht, Tendenz sukzessive zunehmend. Im Jahr 2008 war dieser Wert noch knapp unter zehn Prozent gelegen. "Es ist keine mutige Prognose, dass wir in ein paar Jahren einen höheren Anteil an Indexfonds haben werden, wenn diese Dynamik anhält", sagt Ali Masarwah, Chefredakteur der Morningstar-Publikationen.

Dominant sind diese bereits mit 76 Prozent der gesamten verwalteten Vermögen aller Rohstofffonds. "Das ist schon eine ziemliche Hausnummer", merkt Marsawah an. Damit dürfte der Plafond allerdings noch gar nicht erreicht sein, denn von den Mittelzuflüssen des Vorjahrs gingen sogar knapp 83 Prozent an passive Rohstoffprodukte.

Bei Aktien ein Viertel passiv

Eine ähnliche Entwicklung, wenngleich auf tieferem Niveau, ist auch bei Aktienfonds zu beobachten. Im Vorjahr betrug der Marktanteil sogenannter Indextracker von Dax, Dow oder ATX insgesamt 26 Prozent, sie konnten dabei aber 60 Prozent der Mittelzuflüsse für sich verbuchen. Weniger dramatisch ist die Lage bei Rentenprodukten, wo die passive Konkurrenz zwölf Prozent für sich verbuchen kann, während sie bei Mischfonds auf einen verschwindend geringen Marktanteil von 0,1 Prozent kommt.

In diesem Bereich lauert die Bedrohung freilich in einer anderen Ecke, nämlich durch sogenannte Robo-Advisors. Dabei handelt es sich im Grunde um automatisierte Online-Anlageberatung, die Asset Allocation übernimmt – und zumeist mittels ETFs in die Tat umsetzt. Dabei ist diese Portfolio-Aufteilung auf Anlageklassen wie Aktien und Anleihen eigentlich Kompetenz von Mischfonds-Managern. Marsawah sieht dieses Thema allerdings anders: "Robo-Advisors finde ich interessant", sagt er, "weil es die sind, die den Privatbanken Angst machen sollten."

Üppige Mittelzuflüsse

Trotz abnehmender Marktanteile war das Jahr 2017 aber auch für aktive Fonds ein gutes. Denn insgesamt konnten sie Mittelzuflüsse von mehr als 500 Milliarden Euro verbuchen. Das ist fast das Dreifache des Zuwachses der passiven Konkurrenz. Damit hoffen aktiv gemanagte Fondsanbieter, dass das "Annus horribilis" im Jahr zuvor, als sich beide Seiten mit jeweils knapp unter 100 Milliarden Euro an Zuflüssen begnügen mussten, nur ein "Ausrutscher" gewesen ist.

Ein Dauerbrenner in der Branche ist der Bereich Nachhaltigkeit. Marsawah sieht in diesem Thema auch eine Wachstumschance, denn damit könne man die Interessen der Bevölkerung aufgreifen: "Das ist eine Gelegenheit, um mit nicht kapitalmarktaffinen Menschen ins Gespräch zu kommen." Deshalb habe sich Morningstar auch mit 40 Prozent an der Firma Sustainalytics beteiligt, einem Analysehaus in Sachen Nachhaltigkeit. Dieses durchleuchtet für rund 500 Kunden insgesamt 8000 Unternehmen auf ihren Umgang mit diesem Thema. Einen Preis für Nachhaltigkeit vergab Morningstar allerdings nicht.

Sehr wohl aber jenen für den besten Euro-Mischfonds, den sich mit Kepler-Fonds ein weiterer heimischer Anbieter sicherte, womit ein Viertel der Preise im Lande blieb. Derzeit steuert der für die Aktienseite zuständige Manager Rudolf Gattringer den Fonds mit neutraler, 35-prozentiger Aktienquote – woran sich kurzfristig auch nichts ändern soll. (Alexander Hahn, 1.4.2018)