Horta – Sensationelle Bilder sind dem deutschen Ehepaar Kirsten und Joachim Jakobsen von der Rebikoff-Niggeler Stiftung gelungen: Zum ersten Mal überhaupt haben Tierfilmer einen lebenden Fächerflossen-Seeteufel (Caulophryne jordani) vor die Kamera bekommen. Die Aufnahmen gelangen den Jakobsens in 800 Metern Tiefe während einer Fahrt mit ihrem Tauchboot südlich der Azoreninsel Sao Jorge.

Auf Fotos und einem Video ist ein trächtiges Weibchen zu sehen, an dem ein Zwergmännchen angewachsen ist. Bei dieser als sehr selten geltenden Art aus der Gruppe der Tiefsee-Anglerfische besteht ein extremer Sexualdimorphismus: Die Weibchen sind mindestens zehnmal größer als die Männchen. Nachdem sich das Männchen "angedockt" hat, verschmelzen beide Körper für die Befruchtung.

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Anschließend ist es sogar möglich, dass das Weibchen das Männchen komplett absorbiert. Auf den Aufnahmen der Jakobsens ist zu sehen, dass der Kopf des Männchens schon absorbiert wurde. "Das Tier kann sich aber noch selbstständig bewegen", sagt Tiefseeforscherin Antje Boetius, Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI).

Boetius nennt den Anglerfisch "eine Ikone der Tiefsee, bekannt für seine seltsame Lebensweise". Er stehe für eine spektakuläre Anpassung an die Bedingungen der Tiefsee. Die enorm langen Flossenstrahlen, die sich im Video mit hypnotischer Langsamkeit um das Tier winden, bilden ein Netzwerk von sensorischen Antennen. Damit kann der Fisch selbst feinste Strömungen wahrnehmen – etwa wenn sich Feinde oder auch Beutetiere in seiner Nähe bewegen.

Bislang kannte man von der Spezies nur einige wenige tote Exemplare, die in verschiedenen naturhistorischen Sammlungen zu sehen sind. (APA, red, 23. 3. 2018)