COPD ist eine irreversible Erkrankung, bei der sich die Lungenfunktion immer weiter verschlechtert. Ein Rauchstopp ist die wirksamste Maßnahme, um das Fortschreiten zu bremsen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Eine Studie zeigte kürzlich: Im Jahr 2015 litten weltweit 348 Millionen Menschen an Asthma und 174 Millionen an einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD). Das sind mehr als doppelt so viele Asthma- als COPD-Patienten. Trotzdem starben achtmal so viele Menschen an COPD wie an Asthma. "Eine COPD ist mit viel mehr Problemen behaftet", sagt Daniel Franzen, Pneumologe am Uni-Spital Zürich.

Erstens ist eine COPD im Gegensatz zu Asthma eine irreversible Erkrankung, bei der sich die Lungenfunktion immer weiter verschlechtert. Zweitens haben COPD-Patienten oft noch andere Krankheiten, die allein schon das Leben verkürzen, zum Beispiel Arteriosklerose. Drittens wird eine COPD oft zu spät entdeckt, weil der Patient und auch manche Ärzte die Symptome zu wenig ernst nehmen. Viertens werden vielfach die Therapieempfehlungen nicht korrekt umgesetzt, und fünftens lässt sich die zugrunde liegende Entzündung bei COPD viel schwieriger behandeln als bei Asthma.

COPD gehört weltweit zu den häufigsten Krankheiten. In Österreich haben etwa 400.000 Menschen eine behandlungsbedürftige COPD, die Dunkelziffer wird auf mehr als 800.000 geschätzt. Gemäß Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation soll COPD im Jahre 2020 nach Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebs die dritthäufigste Todesursache sein. "Das ist viel zu viel, denn eine COPD und ihre tödlichen Folgen lassen sich in vielen Fällen vermeiden", sagt Lukas Kern, Pneumologe am Schweizerischen Kantonsspital St. Gallen.

Das A und O: Körperliche Aktivität

Eine COPD entsteht hierzulande in den meisten Fällen durch Rauchen. Bei den Aha-Symptomen – Auswurf, Husten und Atemnot bei körperlicher Belastung – sollte jeder Raucher hellhörig werden, denn das sind klare Zeichen für eine COPD. "Chronischer Husten wird aber oft bagatellisiert und als banaler Raucherhusten abgetan", sagt Franzen.

Ein Rauchstopp ist die wirksamste Maßnahme, um das Fortschreiten einer COPD zu bremsen. "Die Betroffenen atmen wieder besser, haben eine höhere Lebensqualität und leben länger", sagt Franzen. Medikamente zum Inhalieren verbessern die Lungenfunktion und lindern die Atemnot, und es kommt seltener zu akuten Verschlechterungen der COPD. Empfohlen wird zudem eine Impfung gegen Pneumokokken und Grippe, denn das reduziert das Risiko für schwere Verläufe.

Das A und O sei aber körperliche Aktivität, betont Franzen. "Neben Rauchstopp, der korrekten Medikation und den Impfungen ist Bewegung essenziell." Körperliches Training ist Teil der pulmonalen Rehabilitation, in deren Rahmen die Patienten über ihre Krankheit ausführlich informiert werden. Nach dem ambulant oder stationär durchgeführten Programm geht es den Patienten besser, sie müssen seltener ins Spital und sind körperlich fitter. Heilen lässt sich eine COPD nur durch eine Lungentransplantation, die aber lediglich schweren Fällen im Endstadium vorbehalten ist. Entwickelt sich nach einer langjährigen COPD ein Lungenemphysem, bei dem das Lungengewebe zerstört wird und sich die Lunge überbläht wie ein ausgelatschter Luftballon, kommt eine Lungenvolumenreduktion infrage.

Die richtige Methode wählen

Bei den heute meist endoskopisch durchgeführten Eingriffen wird zerstörtes Lungengewebe entfernt, durch Ventile ausgeschaltet oder mit Coils "zusammengerafft", wodurch das Atmen verbessert wird. Ein Eingriff kommt infrage, wenn die Lunge deutlich überbläht ist. "Außerdem muss der Patient mit dem Rauchen aufgehört haben", sagt Felix Herth, Chef-Pneumologe an der Thoraxklinik der Universität Heidelberg. "Da sind wir knallhart."

Welche Technik infrage kommt, entscheiden Pneumologen, Radiologen und Chirurgen gemeinsam anhand einer Computertomografie. "Auf dem Bild können wir sehen, wo das Emphysem ist", erklärt Herth. Ist die Lunge diffus überall überbläht, empfiehlt er zum Beispiel eher Coils, ist nur ein Lungenlappen betroffen, eher Ventile. Bei einem Emphysem an der Oberfläche der Lunge wird dieses wiederum eher operativ entfernt. "Als Patient würde ich mir eine große Klinik suchen, die alle Möglichkeiten anbietet", rät der Pneumologe. "Sonst läuft man Gefahr, mit der falschen Methode behandelt zu werden, die dann keinen Effekt hat."

Mortalität reduzieren

Alle Verfahren bergen große Hoffnungen, können aber auch schwere Komplikationen mit sich bringen. Mit der passenden Technik können Ärzte zwar das Emphysem nicht reparieren, aber die Patienten haben danach eine höhere Lebensqualität, sind belastbarer und leben länger. All dies wäre nicht nötig, wenn man rechtzeitig aufhört zu rauchen.

"Noch immer ist aber das Rauchen im öffentlichen Raum weitgehend erlaubt", sagt Pneumologe Kern. Allein zu wissen, dass Tabak schade, halte die Leute nicht vom Rauchen ab. "Nur ein konsequentes Rauchverbot würde bewirken, dass weniger Leute an einer COPD erkranken."

Den Beweis liefert der Arzt gleich mit: Nachdem beispielsweise im Kanton Graubünden im Mai 2008 das Rauchverbot eingeführt wurde, mussten dort signifikant weniger Leute wegen eines akuten Krankheitsschubes von COPD ins Spital. "Das verlängert das Leben vieler Betroffener", sagt Kern. "Denn wir wissen: je mehr Krankheitsschübe, desto größer die Sterblichkeit." (Felicitas Witte, 29.3.2018)