Laut AK-Untersuchung liegt der Datendurchsatz vor allem bei Tarifen mit 100 und 150 Mbit/s oft deutlich unter dem Maximum.

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Seit zwei Jahren wird der mobile Internetzugang via LTE in Österreich immer langsamer. Das geht aus den Daten des Netztests der Telekombehörde RTR hervor. Via 4G waren Nutzer zuletzt durchschnittlich mit rund 28 Mbit/s an Download-Bandbreite unterwegs. Im ersten Quartal 2016 waren es noch 44.

Werbung vs. Wirklichkeit

Ähnliche Daten liefert nun auch ein Test der Arbeiterkammer Wien. Aus diesem geht hervor, dass bei vielen Wertkartentarifen die beworbene Maximalgeschwindigkeit teils deutlich unterschritten wird.

Drei Messungen führte die AK dazu durch. Einmal wurde in Wien-Floridsdorf ein punktueller Test zu drei Zeiten und ein ganztägiger Test durchgeführt, bei dem alle 30 Minuten eine Überprüfung der Bandbreite erfolgte. Weiters erprobte man auch den erzielbaren Datendurchsatz im niederösterreichischen Hagenbrunn.

Der Test habe den Charakter einer Stichprobe, man beanspruche keine Allgemeingültigkeit, heißt es seitens der AK. Er solle auf bestehende Probleme aufmerksam machen.

Billige Tarife erreichen Maximalwerte oft

Das Fazit der Prüfung: Während Überschreitungen der versprochenen Bandbreite selten waren, waren Unterschreitungen die Regel. Dass mehr Bandbreite erzielt wurde, als der Anbieter bewarb, kam praktisch nur bei billigeren Tarifen vor, die ohnehin eine relativ niedrige Maximalgeschwindigkeit ausschilderten.

Mit einer "B Free 5"-Wertkarte (A1-Netz), mit der theoretisch maximal sieben Mbit/s erreicht werden können, erzielte man beim punktuellen Test mit 24 Mbit/s gleich mehr als den dreifachen Wert. Bei "B Free S" kam man auf 30 statt 21 Mbit/s, sowohl punktuell als auch im Tagesschnitt. Bei gutem Empfang in Hagenbrunn waren es 24 – und damit auch noch fast 20 Prozent mehr.

Die Ergebnisse der Stichproben zu verschiedenen Tageszeiten.
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Schlechte Performance bei Tarifen ab 100 Mbit/s

Jenseits der 50-Megabit-Marke war jedoch Schluss mit den Überschreitungen. Von den Tarifen, die "bis zu" 100 oder 150 Mbit/s ausschilderten, erreichte kein einziger je diesen Wert. Teilweise lagen sie sogar ganz klar darunter.

An beiden Standorten lieferte etwa Yesss Complete LTE XL (A1-Netz) jeweils nur 20 bis 25 Prozent der beworbenen Maximalgeschwindigkeit von 100 Mit/s. Mit "Media Markt Smart" ("3"-Netz) wurden in Wien zwischen 18 und 31 Prozent der ausgeschilderten 150 Mbit/s erzielt. Insgesamt schlugen sich die Tarife mit den höchsten theoretischen Bandbreiten im Durchschnitt am schlechtesten.

Standortschwankungen

Teilweise gab es drastische Standortunterschiede. So konnte man mit "My Klax"-Wertkarten (T-Mobile) bei drei Tarifen in Wien die versprochenen zehn bis 50 Mbit/s weitestgehend erreichen. In Hagenbrunn hingegen verkam der Datenstrom zu einem Rinnsal. Bei "My Klax 4000" gab es einen statt 20 Mbit/s. Mit "My Klax 15000" erzielte man fünf Minuten später nur noch 0,15 statt 50 Mbit/s – lediglich 0,3 Prozent des beworbenen Maximums.

Die AK kritisiert, dass die Betreiber nicht klar ausschildern, wie ihr Netzwerkmanagement funktioniert. So werden etwa Smartphone-Nutzer üblicherweise bevorzugt, wenn sie in einer Funkzelle mit Nutzern von stationären, Mobilfunk-basierten Internetangeboten um Bandbreite konkurrieren. Dabei vermutet die AK hier den Grund dafür, dass vor allem Tarife mit niedriger Maximalgeschwindigkeit ihre Versprechen erfüllen.

Ergebnisse der 24h-Tests.
Foto: AK Wien

Wenige Möglichkeiten für Kunden

Die Möglichkeiten für die Kunden, Ansprüche geltend zu machen, seien jedoch sehr eingeschränkt, erklärt AK-Expertin Daniela Zimmer gegenüber dem STANDARD. Denn die Werbeangaben mit "bis zu"-Bandbreiten seien nicht bindend. Die Anbieter müssten in ihren Verträgen seit einiger Zeit Mindestbandbreiten zusichern. Diese seien allerdings sehr niedrig angesetzt. Den Konsumenten sei dieser Unterschied jedoch oft nicht klar. Zudem sei diese Angabe mitunter schwer zu finden, selbst wenn man danach sucht.

Zudem muss man, so man eine außerordentliche Kündigung erreichen will, Bandbreiten- und Übertragungsprobleme gut dokumentieren, um zu belegen, dass es sich nicht um Schwankungen, sondern einen dauerhaften Zustand handelt. Zudem sollte man laut EU-Verordnung auf einen "zertifizierten Überwachungsmechanismus" zurückgreifen. Ein solcher ist in Österreich aber noch nicht definiert worden. Hier fordert die AK Nachbesserungen im Telekomgesetz, damit Konsumenten im Ernstfall bessere Chancen auf gerichtliche Anerkennung ihrer Beweise haben.

Ergebnisse des Tests in Hagenbrunn.
Foto: AK Wien

Zimmer zeigt aufgrund der netzbedingt teils großen Abweichungen je nach Standort prinzipiell Verständnis für die vorsichtigen Bandbreitenzusagen in den Verträgen. Allerdings sollten die Anbieter dann in ihren Werbekampagnen weniger dick auftragen, kritisiert sie. Sie sieht zwei Lösungsansätze: So könnte der Regulator etwa ein Verhältnis zwischen maximal erreichbarer Bandbreite und Mindestgeschwindigkeit vorschreiben, um zu große Abweichungen zu unterbinden. Weiters seien auch standortspezifische Bandbreitenangaben, je nach Wohnort des Konsumenten, denkbar.

Vorher testen

Als Kunde sollte man versuchen, schon vorab zu testen, wie gut ein Mobilfunkangebot in der eigenen Umgebung funktioniert. Das geht zumindest bei Vertragstarifen relativ einfach. Hier stellen die Anbieter meist Geräte für Vorabtests bereit.

Bei online abgeschlossenen Verträgen gibt es ein zweiwöchiges Rücktrittsrecht, das man nutzen kann, wenn sich das versprochene Highspeed-Paket in der Praxis als Schmalspurzugang entpuppt. Dieser Weg ist allerdings riskanter, da der Anbieter hier etwa ins Feld führen kann, dass die Probleme mit der Hardware des Kunden zu tun hat, sofern dieser kein Endgerät des Providers verwendet.

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