Frequenzen für Fellner: Lounge-FM-Macher Florian Novak.

Foto: Lounge FM, Stephan Rauch

Wien – Man kann nicht sagen, er hätte es nicht versucht: Seit einem Jahrzehnt beantragt Florian Novak (43) Radiolizenz um Radiolizenz für sein "Entspannungsrundfunk"-Format Lounge FM. Und man kann nicht sagen, er bekäme keine: Lounge FM funkt seit gut zehn Jahren schon im Zentralraum Oberösterreich mit Linz, Wels und Steyr, und seither kamen Lizenzen für Salzburg, Graz, Klagenfurt und Innsbruck dazu.

Nur in Österreichs wichtigstem Radiomarkt Wien hantelt sich Lounge FM von befristeter Eventlizenz zu Eventlizenz, vom "Eistraum" bis zum Sommer im Museumsquartier und zurück.

Dabei kann man nicht sagen, dass Lounge FM selbst im dichtestbesetzten Raum Wien von Ö3 und Radio Wien, von Kronehit und 88.6 über Radio Ö24, NRJ und Superfly bis Radio Klassik Stephansdom keine dauerhaft bespielbaren Lizenzen gefunden hätte: Auf einer, 103,2 Megahertz, läuft heute das Kinderradio. Auf der nächsten, 99,5 MHz, die Lounge FM ebenfalls ausmachte und bei der Medienbehörde KommAustria beantragte, ist heute das fundamentalkatholische Radio Maria zu hören. Novaks dritten Anlauf, 102,1 MHz, sprach die Medienbehörde der Welle 1 Salzburg zu – die Entscheidung liegt nach der Beschwerde von Lounge FM noch beim Bundesverwaltungsgericht.

Novak will sie weiterhin und bleibt bei seiner Beschwerde – auch wenn er nun Lizenzen von Lounge FM einem anderen bundesweiten Projekt vertraglich versprochen hat: dem bundesweiten UKW-Radioprojekt der Mediengruppe um die Tageszeitung "Österreich" – Radio Ö24, das es schon regional in Wien und Teilen Oberösterreichs, der Steiermark und Vorarlbergs gibt; in Salzburg betreiben die Fellners ihr Radio bisher jedenfalls unter der Marke Antenne Salzburg, in Teilen Tirols unter Antenne Tirol.

Novak bestätigt dem STANDARD, dass er wesentliche "Teile unserer Frequenzen" den Fellners zur Verfügung stellt, um eine bundesweite Lizenz zu bekommen.

Zwei Hürden

Sie erspart Radiosendern vor allem die Kosten für regionale Programmanteile; die regionalen Lizenzen werden quasi zurückgegeben und in eine bundesweite Lizenz gepackt. Das schaffte bisher als einziger Privatsender Kronehit Ende 2004. In diesem Jahr erlaubte die ÖVP-FPÖ-Regierung erstmals überregionale private Konkurrenz für Ö3. Erst 1995 ließ Österreich die ersten Privatradios legal on air gehen, erst ab 1. April 1998 konnten sie in allen Bundesländern funken. Aber bis 2004 durften sie nur lokal oder regional gegen das bundesweite Ö3 des ORF antreten.

Zwei Hürden ließen Kronehit bisher auf UKW alleine bleiben: Die für eine bundesweite Lizenz eingereichten Frequenzen müssen mindestens 60 Prozent der österreichischen Bevölkerung erreichen – daran und den dazu willigen Partnern scheiterten bisher etwa 88.6 und Radio NRJ. Und: Die passenden Lizenzen müssen aufrecht und schon zwei Jahre in Betrieb sein – bei jeweils zehn Jahre gültigen, über die Jahre zusammengesammelten und damit zeitversetzten Sendegenehmigungen keine leichte Übung. Auch da scheiterten solche Vorhaben schon mehrfach. Und auch bei Radio Ö24 bundesweit sind solche Komplikationen jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Bestbieter

Warum trennt sich Novak von Lounge-FM-Lizenzen? Darauf hat der Jurist mehrere Antworten. Die erste: "Die Zukunft des Radios ist digital", findet er. Und meint weniger den in Österreich gerade mangels ORF-Beteiligung eher zäh anlaufenden Standard DAB+ als Streaming, internetbasierten Hörkonsum. Dort hat Lounge FM 2005 als erstes UMTS-basiertes Radioprogramm in Österreich begonnen. UMTS kennt man in 4G- und 5G-Zeiten eher als 3G als unter dem alten Kürzel.

Antwort zwei: 20 Jahre nach dem flächendeckenden Privatradiostart am 1. April 1998 täte "Konsolidierung" dem noch immer sehr lokal und regional fragmentierten UKW-Radiomarkt gut, sagt Novak. "Die Brüder Fellner haben schon gezeigt, dass sie das Zeug haben, Medienprojekte zum kommerziellen Erfolg zu führen." Damit ist die nächste Frage schon halb beantwortet: Warum an die Fellners? Die zweite Hälfte der Antwort laut Novak: Sie seien Bestbieter.

Lounge FM werde es jedenfalls weiter geben, betont der Frequenzspender, auch wenn Novaks dritte für Wien gefundene Frequenz fix an die Welle 1 gehen sollte.

Drei Monate Silicon Valley

Novak aber verabschiedet sich fürs Erste im April, bald nach dem Radiojubiläum, Richtung Silicon Valley. Für drei Monate übersiedelt er dank "go-international"-Initiative der Wirtschaftskammer ins digitale Mutterland, konkret San Francisco. Das ist ein Geschäftsanbahnungsprogramm der WKO bei einem Business-Inkubator/Accelerator.

Novak will sich dort mit globaler Perspektive um Partner und Kunden umschauen für "Tonio". Die App verbindet Fernsehen und Radio über Tonsignale mit dem Smartphone – und ermöglicht etwa synchrone Spiele oder Zusatzanwendungen.

Ganz neu ist die globale Perspektive nicht. Neben Red Bull und ORF, der über Tonio einen "Lügendetektor" zum Krimi-Vierteiler "Pregau" auf den Second Screen lieferte, hat US-Riese Turner (CNN, Cartoon Network, TNT) die Anwendung schon ausprobiert: Turner Großbritannien ließ das junge Publikum synchron zur Zeichentrickserie "The Amazing World of Gumball" mit einigem Erfolg ein Quiz mit Preisen spielen.

Das Ziel für "Tonio" formuliert Novak ambitionierter, als es selbst ein Wolfgang Fellner bisher tat: Er will Tonio "als globalen Standard wie WiFi und Bluetooth" etablieren. (Harald Fidler, 27.3.2018)