Kein Zweifel: Mit der koordinierten Ausweisung von mehr als 100 als Diplomaten getarnten russischen Spionen hat der Westen ein wichtiges Zeichen gesetzt. Die Demokratien der EU, die Nato-Partnerländer USA und Kanada sowie Albanien und die Ukraine zeigen nach dem Giftanschlag von Salisbury nicht nur Solidarität mit Großbritannien. Sie geben dem frischgewählten Präsidenten Wladimir Putin auch ein eindeutiges Signal: bis hierher und nicht weiter.

Niemand wünscht sich den Kalten Krieg zurück. Selbstverständlich sind gute Handelsbeziehungen im beiderseitigen Interesse – für die Abnehmer russischer Rohstoffe ebenso wie für das auf westliche Devisen angewiesene Land. Aber die Leisetreterei, das "Putin-Verstehen", war die falsche Politik angesichts einer langen Liste mutmaßlicher völkerrechtlicher Verstöße Moskaus: ein radioaktiver Giftmord in London, der Krieg gegen Georgien, die Annexion der Krim, das Schüren des syrischen Bürgerkriegs.

Premierministerin Theresa May kann einen wichtigen diplomatischen Erfolg verbuchen. Das gilt aber ebenso für die EU-Partner: Sie demonstrieren den Europahassern auf der Insel, dass Souveränität kein abstraktes Konzept ist. Vielmehr geht es darum, am Verhandlungstisch zu sitzen und andere überzeugen zu können. Das sollten sich die Euroskeptiker anderswo, nicht zuletzt in Berlin und Wien, hinter die Ohren schreiben. (Sebastian Borger, 26.3.2018)