Roland Brunhofer: "Ich gehöre noch zu einer Generation, die tut, was ihr Chef sagt."

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Wien – Zehn Jahre schon hat sich ORF-General Alexander Wrabetz Senderchefs für ORF 1 und ORF 2 vorgenommen. Dienstag hat er diese mächtigen neuen Schlüsseljobs für das ORF-Fernsehen tatsächlich ausgeschrieben. Bis 10. April 12 Uhr nimmt Österreichs größter Medienkonzern Bewerbungen an.

Roland Brunhofer wurde lange für die Führung von ORF 2 gehandelt, bis die Regierung Ende 2017 von Rot-Schwarz auf Türkis-Blau wechselte. In den vergangenen Tagen wird der Sozialdemokrat nun doch wieder als Kandidat für ORF 2 gehandelt. Dort wäre er disziplinär und fachlich mit einem Channel-Chefredakteur einem Großteil der bisherigen ORF-Fernsehinformation vorgesetzt. Schon die SPÖ favorisierte den hemdsärmelig-bulligen Brunhofer als Disziplinierungsmaßnahme für die auch ihr allzu selbstbewusste und kritische TV-Information. Die Perspektive könnte auch den Freiheitlichen gefallen, deren Chef sich gerade über Facebook und Krone bei Armin Wolf und den übrigen ORF-Journalisten für Propaganda- und Fake-News-Vorwürfe entschuldigen musste.

"Ich weiß noch nicht, ob ich mich bewerbe", sagt Brunhofer Dienstag auf STANDARD-Anfrage. "Das ist eine Funktion, wo man gefragt wird", erklärt der ehemalige Redakteur, Betriebsrat und Direktor des ORF Salzburg.

"Tun, was der Chef sagt"

Brunhofer: "Wenn der Generaldirektor sagt, ich soll mich bewerben, wenn er glaubt, dass ich für die Funktion geeignet bin, dann bewerbe ich mich." Nachsatz: "Ich gehöre noch zu einer Generation, die tut, was ihr Chef sagt."

Als aussichtsreichster Kandidat für ORF 2 wurde seit Regierungswechsel Alexander Hofer (Seitenblicke) gehandelt. Er hat mit Brunhofer 2016 Guten Morgen Österreich entwickelt. Als Chefredakteur wird Matthias Schrom (ZiB Innenpolitik) kolportiert. Für ORF 1 gilt seit langem Lisa Totzauer als gesetzt, sie ist derzeit Infochefin. Chefredakteur könnte hier Wolfgang Geier (ZiB Innenpolitik) werden.

Die Channel-Manager haben Budgetverantwortung für ihren Kanal, sie entwickeln Programm- und insbesondere Informationsprofile sowie Sendungen. Das allerdings größtenteils "in Abstimmung" mit dem ORF-Generaldirektor sowie der Programmdirektorin (bisher Fernsehdirektorin) und deren Hauptabteilungen von Entwicklung über Magazine bis zur Show. Kenner der Abläufe sprechen von einem "Abstimmungsreigen" mit einigem Blockade-Potenzial. Die Letztentscheidung liegt laut Montagabend verschickter Organisationsanweisung meist beim Generaldirektor.

Mit den Channel-Managern und ihren Chefredakteuren schrieb der ORF am Dienstag in der Wiener Zeitung auch eine neue Stabsstelle für Public Affairs – eine vor allem politische Lobbyingfunktion – und einen obersten Personalentwickler aus. (fid, 28.3.2018)