Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un brachte zu seinem geheimgehaltenen Peking-Besuch Staatschef Xi Jinping zwei wichtige Botschaften mit: Er sei zum Abbau der Atomwaffen auf der Koreanischen Halbinsel bereit und hoffe, dass Peking als Unterstützerstaat und "Garant für den Frieden" hinter ihm stehe, wenn er mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in im April und US-Präsident Donald Trump im Mai über Aussöhnung und Abrüstung verhandelt. Der umworbene Xi bekannte sich darauf wieder zu Chinas "traditioneller Freundschaft" mit Nordkorea. Sie sei einst die "einzige richtige Wahl für beide Seiten gewesen". Und sei es jetzt wieder.

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Geheimnis gelüftet: Nachdem lange gemutmaßt worden war, wer in dem Zug aus Nordkorea war, wurde am Mittwoch das Geheimnis gelüftet: Kim Jong-un winkte in Peking chinesischen Offiziellen und den Kameras der Staatsmedien zu.
KCNA/via Reuters

Chinas Öffentlichkeit erfuhr über die Nachrichtenagentur Xinhua von der Kehrtwende ihres Präsidenten in den über den Atomstreit immer unfreundlicher werdenden bilateralen Beziehungen. Peking unterstützte zuletzt aktiv die UN-Sanktionen gegen Pjöngjang und drehte auch seinen Ölhahn stärker zu.

In einem ungewöhnlich detaillierten zweiteiligen Bericht bestätigte Xinhua Mittwochfrüh den dreitägigen Geheimbesuch Kims in Peking. Sie zitierte vor allem sein Versprechen gegenüber Xi: "Die Frage der Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel kann gelöst werden, wenn Südkorea und die USA auf unsere Bemühungen mit gutem Willen antworten."

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Begrüßung durch eine Ehrenformation: Kim Jong-un wurde mit militärischen Ehren empfangen.
KCNA/via Reuters

Mittags veröffentlichte dann auch Nordkoreas amtliche Agentur KCNA sechs lange Meldungen bezüglich der Visite ihres Jungdiktators. Allerdings war darin weder dessen Zusage zur Atomabrüstung noch ein Hinweis zu finden, dass er Chinas Staatschef bestätigt hatte, sich mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in im April und im Mai mit US-Präsident Donald Trump zu treffen. Offiziell hat Nordkoreas Bevölkerung noch nichts über die beiden anstehenden Gipfel erfahren, meldeten südkoreanische Zeitungen.

Die selektive und unterschiedliche Berichterstattung nach dem spektakulären Pekinger Besuch wirft Fragen auf, was an den Äußerungen Kims glaubhaft ist – oder was den jeweiligen Absichten Pekings oder Pjöngjangs gerade am besten dient. Nach Xinhua nannte Kim als Vorbedingungen für Atomabrüstungsgespräche eine "Atmosphäre des Friedens und der Stabilität". Dazu bedürfe es "synchronisierter" Maßnahmen vonseiten der USA und Südkoreas. Er ließ offen, was er darunter versteht. Pjöngjang hatte früher schon viele Forderungen gestellt – etwa das Ende der US-Südkorea-Manöver, den Abbau der UN-Sanktionen, einen Friedensvertrag oder den Abzug aller US-Soldaten aus Südkorea.

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Die Kims zu Besuch bei den Xis in Peking.
Foto: AP/Xinhua/Ju

Xinhua zufolge bat Kim Staatschef Xi um Rückendeckung für seine Verhandlungen. Kim gestand Xi dabei zu, dass China eine wichtige Rolle für Nordkorea spiele über seine Öl- und Wirtschaftshilfe hinaus, die es trotz aller UN-Sanktionen Nordkorea noch liefern kann.

Xi hätte erklärt, dass beide Staaten über Generationen ihre Freundschaft gepflegt und sich gegenseitig "wie Verwandte" behandelt hätten. Diese traditionelle Freundschaft "soll nicht und wird sich auch nicht ändern, weil es zu einem vereinzelten Ereignis in einer bestimmten Zeit kam". Xi meinte damit offenbar ihr Zerwürfnis im Atomstreit. Von all dem erfuhren Nordkoreas Leser nur in einem kryptischen Satz von KCNA: "Bei ihren Gesprächen redeten beide Führer uneingeschränkt über ihre Meinungen und Ansichten zu vielen unterschiedlichen Themen und vertieften ihre Freundschaft."

Gute Atmosphäre: Nordkoreas Diktator Kim Jong-un mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping in Peking.
CCTV via AFP

Nordkoreas Bevölkerung erfuhr detailreicher, wie aufmerksam Peking den weltweit geächteten Kim wieder hofierte – auch weil er für seine erste Auslandsreise seit seinem Amtsantritt nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il Ende 2011 als Ziel Peking wählte. Beide Nachrichtenagenturen berichteten, dass "Xi und Frau Peng Liyuan Kim und dessen Frau Ri Sol-ju ein Willkommensbankett gaben. Danach sahen sie sich gemeinsam eine Kulturveranstaltung an."

KCNA hob heraus, dass Kim bei der Fahrt durch Peking in seiner Limousine von 21 Motorrädern eskortiert wurde, dem protokollarischen Geleit für Präsidenten. Chinas zentrale TV-Nachrichten zeigten 15 Minuten lang Chinas großen Bahnhof für Kim, allerdings ohne Zuschauer. Xi empfing ihn in der Großen Halle des Volkes zeremoniell mit der Nationalhymne und schritt mit ihm die militärische Ehrengarde ab. Zum formellen Staatsbesuch fehlten da nur noch die üblichen 21 Salutschüsse. Doch die Geschütze hätten die drei Tage geheimgehaltene Anwesenheit Kims in Peking definitiv vorab verraten. (Johnny Erling aus Peking, 28.3.2018)