Selten gewordener Anblick: eine Schabrackenhyäne.
Foto: Dr. Ingrid Wiesel

Berlin – Beim Wort "Hyäne" haben die meisten dieselbe Spezies vor Augen: die Tüpfelhyäne, die größte der vier heute noch lebenden Hyänenarten. Die drei anderen, die Schabracken- und die Streifenhyäne sowie der Erdwolf, sind deutlich weniger bekannt. Allesamt sehen sie etwas zotteliger aus als die Tüpfelhyäne.

Zur Schabrackenhyäne (Parahyaena brunnea) ist nun eine Studie in "Molecular Biology and Evolution" erschienen. Ein internationales Forscherteam beschäftige sich darin mit der genetischen Vielfalt und generell der Gesundheit der Schabrackenhyäne als Art, wie der Forschungsverbund Berlin berichtet. Die Ergebnisse waren überraschend und widersprüchlich: Die genetische Variabilität der Tiere ist so gering, dass sie sogar noch die von bekannten Sorgenkindern wie dem Geparden unterbietet. Trotzdem scheint es den Hyänen gut zu gehen.

Schrumpfende Bestände

Die Wissenschaftler sequenzierten die Genome von 15 Schabrackenhyänen aus dem Tierpark Berlin sowie aus dem gesamten afrikanischen Verbreitungsgebiet. Die Spezies ist im südlichen Afrika zuhause. Sie lebt in Wüsten und Trockengebieten, was aber die Küstenzone nicht ausschließt, weshalb das Tier auch Strandwolf genannt wird.

Ganz allgemein befinden sich die Populationen der Spezies in einem seit langem anhaltenden Rückgang, laut den Forschern schon seit einer Million Jahre. Das Verbreitungsgebiet der Schabrackenhyäne ist inzwischen auf eine Fläche von etwa 2,5 Millionen Quadratkilometern – bei sehr geringer Besiedlungsdichte – geschrumpft. Auf dieser Fläche ist der Bestand durch Ausbreitung von Kulturflächen auf vier Populationen zerfallen. Der Gesamtbestand soll weniger als 10.000 Tiere betragen, weshalb die Schabrackenhyäne auf der "Roten Liste der gefährdeten Arten" als potenziell gefährdet gelistet ist.

Überraschung bei der Analyse

Nachdem die Forscher DNA-Proben entnommen hatten, führten sie Analysen durch und kamen zum Ergebnis, dass die Schabrackenhyäne das Säugetier mit der geringsten genetischen Variabilität ist. Sie ist noch geringer als beim Tasmanischen Teufel, dem Geparden und dem Pardelluchs – Spezies, bei denen der besorgniserregende Mangel an Vielfalt schon länger bekannt war.

Anlass der Sorge: Eine geringe genetische Vielfalt kann zum gehäuften Auftreten von Erbkrankheiten führen und die ohnehin zahlenschwache Spezies damit gefährden. Interessanterweise ist das bei der Schabrackenhyäne aber nicht der Fall: Die Forscher konnten keinerlei Anzeichen von genetisch bedingten Erbkrankheiten ausfindig machen, warum auch immer. Arne Ludwig aus dem Forschungsteam bilanziert: "Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die häufig angeführte Beziehung zwischen genetischer Vielfalt und vermutetem Aussterberisiko einer Tierart möglicherweise doch nicht so groß ist wie oft angenommen." (red, 31. 3. 2018)