Dieter Schreiber, der den Bunker im Augarten 2005 zu einem Lokal umfunktioniert hat, hört auf.

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Nach 13 Sommersaisonen ist Schluss: Dieter Schreiber verkündet online, dass die Bunkerei dieses Jahr nicht aus ihrem Winterschlaf erwachen wird. Das Lokal im Wiener Augarten wurde an die Verpächterin zurückgegeben, nun wird ein Nachfolger gesucht.

Bereits am 23. Februar hat sich der Pächter Dieter Schreiber auf Facebook von der Bunkerei verabschiedet.

Der ehemalige Flachbunker aus dem Zweiten Weltkrieg war seit 2005 zu einem Lokal umfunktioniert, der 150 Sitzplätze umfassende Gastgarten war weit über die Grenzen des zweiten Bezirks hinaus ein beliebter Treffpunkt. Bis dahin sei es aber viel und harte Arbeit gewesen, erinnert sich Schreiber. "Damals war das ein desolater, völlig unbrauchbarer Bunker."

Was den Spaß verdorben hat

Schreiber habe sehr viel privates Geld investiert, Unterstützung vonseiten des Bezirks habe es aber kaum gegeben. Deswegen nun der Schlussstrich: "In den letzten Jahren haben sich die bürokratischen Anforderungen, die gesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in eine Richtung entwickelt, die mir den Spaß an der Sache verdorben hat", schreibt Schreiber.

Details kann er viele nennen – schwierig sei es von Anfang an gewesen. Da sei etwa die Auflage gekommen, wonach er vier Stellplätze garantieren müsse. Weil der Augarten ein Schutzgebiet ist, gehe das aber nicht, erklärt Schreiber. Als Lösung habe man ihm die Ablösung der Stellplätze angeboten: Pro Platz sind das 9.200 Euro. "Und mit so etwas steht man als Unternehmer dann allein da, und kein Mensch hilft", sagte er zum STANDARD. Vor allem vom zweiten Bezirk hätte er sich mehr Unterstützung und Entgegenkommen gewünscht. Die jetzige Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) sei zwar eine gute Gesprächspartnerin, die Resignation beziehe sich auf die Zeit davor und sei mittlerweile einfach zu groß.

Der Kampf um Klarinetten

Verärgert hat ihn auch, dass offenbar kein Interesse an einer kulturellen Belebung bestehe. Im Sinne der Geschichte des Bezirks bezüglich der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung hatte Schreiber die Idee, jeden Sonntag ein zweistündiges Konzert mit jüdischer Musik zu veranstalten. Geendet habe das in einem "riesigen Theater", es kamen Beschwerden aus der Nachbarschaft, Bürgerversammlungen und in der Folge Auflagen: Der Lärmausgangspegel dürfe 74 Dezibel nicht überschreiten. Für ein Lärmgutachten habe Schreiber 5.000 Euro bezahlt. Vorgeschrieben war auch, welche Instrumente bei den Konzerten verwendet werden dürfen. "Für die Klarinette musste ich kämpfen." Die Konzerte habe er dennoch über Jahre gemacht, "mehr oder weniger illegal".

Das Fass zum Überlaufen gebracht hätten allerdings arbeitsrechtliche Bestimmungen und deren strikte Kontrolle. "Diese Vorgaben sind in vielen Fällen einfach nicht praktikabel", ärgert sich Schreiber. Den Luxus einer Strafe könne man sich als Gastronom aber nicht mehr leisten, weil die Gewinnmargen in der Gastronomie so zurückgegangen seien. Aber auch in diesem Bereich musste Schreiber zahlen: Als er für Umbauarbeiten eine Baufirma engagierte, kam es zu einer Kontrolle. Einer der Bauarbeiter habe keine gültige Arbeitserlaubnis gehabt – Schreiber musste deswegen 12.500 Euro bezahlen. "Ich wäre verpflichtet gewesen, mir diese Genehmigung von jedem Einzelnen vorlegen zu lassen."

Wer ihm nun nachfolge, wisse er nicht, sagt Schreiber. Er selbst habe nicht mehr lange bis zur Pension, bis dahin kehrt er vielleicht zurück zu seinen Wurzeln: Der Deutsche ist eigentlich Architekt, kam mehr oder weniger durch Zufall zur Gastronomie. (lhag, 29.3.2018)