Brian Krebs hat sich den Ärger der pr0gramm-Nutzer eingefangen – die spendet deswegen nun für den guten Zweck.

Foto: Brian Krebs

Es ist eine der ungewöhnlicheren Geschichten, die "das Internet" in den letzten Jahren geschrieben hat. Ist eine Online-Gemeinde einmal sauer, so entlädt sich das traditionell in sogenannten Shitstorms gegen das Objekt des Zorns. So auch im Falle des Sicherheitsexperten Brian Krebs.

Dieser hat sich beim Imageforum pr0gramm.com unbeliebt gemacht, eine Plattform, die sich grob mit 4Chan vergleichen lässt. User posten Videos und Bilder und kommentieren darunter. Meinungsfreiheit wird sehr großzügig ausgelegt. In einem Bericht legte Krebs Namen und Wohnorte von Hintermännern der Seite offen, da diese hinter der Kryptomining-Software Coinhive stecken soll, die von Cyberkriminellen häufig verwendet wird, um Webseitenbesucher unfreiwillig nach digitalem Geld "schürfen" zu lassen.

Böse Memes und DDoS-Pläne

Dieses "Doxxing" sorgte zuerst für eine Flut an Beschimpfungen und bösen Memes über Brian Krebs, wie T-Online dokumentiert. Viele User fürchteten, dass seine Enthüllungen zur Schließung der Seite führen könnten. Selbst Todesdrohungen hat der Forscher erhalten.

Für diesen ist das allerdings keine ganz neue Erfahrung. Netzgangster, die über seine Nachforschungen nicht erfreut waren, haben einst sogar echtes Heroin an seine Adresse zustellen lassen, um ihn in Verruf zu bringen. Auch wurde schon einmal ein Sondereinsatzkommando der US-Polizei an seine Adresse beordert, nachdem eine unbekannte Person angegeben hatte, dass sich in dem Haus ein gefährlicher, bewaffneter Mann befände.

Die pr0gramm-Nutzer überlegten auch andere Maßnahmen, etwa eine DDoS-Attacke auf Krebs‘ Website. Letztlich riefen die Administratoren dazu auf, von Vergeltungsmaßnahmen abzusehen.

Spendenflut überfordert Krebshilfe-Server

Der Nutzer BassT87 fand schließlich einen anderen Weg, seinen Ärger zu kanalisieren. Er postete den Screenshot zum Beleg einer Spende in Höhe von 25 Euro an die Deutsche Krebshilfe. Er wolle damit "(seinen) Teil gegen Krebs" beitragen, schrieb er – und setzte damit ein Exempel. Zahlreiche User taten es ihm nach und nahmen ebenfalls den per Umweg geführten "Kampf gegen Krebs" auf.

Screenshot: pr0gramm.com

Die pr0gramm-Startseite füllte sich alsbald mit Spendenbelegen. Auch Krebshilfe-Institutionen in Österreich und anderen Ländern erhielten demnach Geld. Zwischenzeitlich war die Homepage der Deutschen Krebshilfe nicht erreichbar, weil offenbar die Server dem Ansturm nicht gewachsen waren. Laut einer Angabe der Krebshilfevon Mittwochabend waren bis dahin 4.100 Spenden in einer Gesamthöhe von 103.000 Euro eingegangen.

Die aktuellen Betreiber von pr0gramm, die auch von Krebs in die Öffentlichkeit geholt worden sind, weisen Verbindungen zu Coinhive zurück. Der Coinhive-Erfinder und Gründer von pr0gramm erklärte wiederum, einst eine Vorversion der Software auf der Plattform getestet zu haben, aber schon lange nicht mehr bei pr0gramm tätig zu sein. (red, 29.03.2018)