Hans Bürgers Namenstohuwabohu am "Runden Tisch".

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Manchmal umweht ORF-Innenpolitikchef Hans Bürger ein wenig der Geist von Hugo Portisch. Jene berühmten 100 Tage, erklärte er beim "Runden Tisch", die man traditionell neu gewählten Regierungen als Schonfrist zuerkennt, gingen zurück auf US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Dieser hatte vor genau 85 Jahren um solche gebeten, um seiner "New Deal"-Reform eine Chance zu geben.

Noch viel öfter umweht ORF-Innenpolitikchef Hans Bürger aber der Geist von Hans Bürger. Dann wird es lustig in und vor den Fernsehgeräten. Diesmal mit einem Namenstohuwabohu. Erst wurde FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus zum Stellvertreter degradiert, dann erhielt "Peter Andreas Schieder" (SPÖ) einen Doppelnamen, der schon nach Würdenträger klang. "Na, heut' hammas wieder mit den Versprechern", bekannte Bürger, um gleich auch noch "Nikolaus Scherio von den Neos" zu begrüßen. Scherak! Kruzifix noch einmal!

Also: "Was ist denn in den 100 Tagen nicht gelungen?", wollte Bürger die Hoppala-Karte weiterspielen. "Alles glatt gelaufen", resümierte Peter Haubner von der ÖVP, abgebrüht wie ein Landesmeister im Bauernschnapsen. Souverän aber auch Gudenus: Die NS-Liederbuch-Affäre? "Das sind Sachen, die sind in der Vergangenheit passiert und nicht in der Gegenwart und nicht in der Zukunft."

Gegenwärtig geht es nämlich vielmehr um Flüchtlinge. "Die sollen jetzt schauen, wo sie bleiben", versuchte Wolfgang Zinggl (Liste Pilz) einen Angriff. "Ganz genau", dankte Gudenus für die Wortspende.

Hans Bürger beklagte indes noch, dass die Parteien auch diesmal keine einzige Frau in die Runde entsenden wollten. Vielleicht hätte er da mit gutem Beispiel vorangehen können. (Stefan Weiss, 29.3.2018)