Österreich beteiligt sich nicht an den Spione-Ausweisungs-Sanktionen gegen Putins Russland, weil es

1) historische sowie interessengesteuerte Gründe hat, sich mit Russland nicht anzulegen?

2) Weil der Koalitionspartner FPÖ aus Sympathisanten und Kollaborateuren von Putins autoritärer Herrschaft besteht?

3) Oder weil Österreich ein "Brückenbauer" sein will?

Die beiden ersten Gründe sind Realpolitik. Die Bedingung der damaligen Sowjetunion für den Staatsvertrag von 1955 war, dass Österreich außenpolitisch (oder gar wehrpolitisch) nicht völlig ins Lager des "Westens" übergeht. Seither ist viel passiert, aber für die Russen ist das wichtig. Außerdem hat die österreichische Wirtschaft viel in Russland investiert, und vor allem hat sich die staatsdominierte OMV völlig der russischen Energiepolitik angeschlossen. Das ist Sebastian Kurz alles bewusst, und außerdem kann er sich nicht über den Koalitionspartner hinwegsetzen.

Aber "Brückenbauer"? Das ist politische Lyrik. Und Selbstüberschätzung. Wenn Putin und die EU wieder auf gleich kommen wollen, brauchen sie keine "Brückenbauer". Russland und die EU müssen miteinander leben, aber das erfordert zuallererst eine realistische Einschätzung der Natur von Putins Regime und des russischen Denkens überhaupt. Festigkeit wird auch von der russischen Politik anerkannt. (Hans Rauscher, 29.3.2018)