Tripolis – Nachdem der Bürgermeister der libyschen Hauptstadt Tripolis nach Angaben der Justiz in Polizeigewahrsam genommen wurde, ist er nun wieder auf freiem Fuß.

Am Donnerstag hatte der Stadtrat mitgeteilt, Beitelmal sei am Mittwochabend von unbekannten Bewaffneten aus seinem Haus "entführt" worden, und forderte Libyens international anerkannte Regierung auf, sich "unverzüglich" für seine Freilassung einzusetzen.

Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft sagte dagegen, Beitelmal werde von der Polizei verhört. Einen Grund nannte er nicht. Aus Sicherheitskreisen in Tripolis verlautete, Beitelmal sei wegen einer Korruptionsaffäre "festgenommen" worden.

Später veröffentlichte der Stadtrat eine weitere Erklärung, in der er einen "Versuch" anprangerte, "die Entführung zu vertuschen und die Öffentlichkeit zu täuschen". Der Bürgermeister und zwei seiner Kinder seien während der "Entführung" körperlich angegriffen worden. Ein Mitglied des Stadtrats sagte der AFP, der Bürgermeister habe keine Vorladung zu einem Verhör erhalten.

Häufige Entführungen

Die UNO-Mission in Libyen "verurteilte die Entführung" und warnte vor weiteren derartigen Fällen. Sie rief alle Akteure in dem Land auf, diese "beunruhigende Tendenz (zu Entführungen) in Tripolis und anderswo in Libyen klar zu verurteilen".

Auch der britische Botschafter in Libyen, Frank Baker, sprach von einer Entführung. Er zeigte sich "sehr beunruhigt". Das "organisierte Verbrechen" sei eine große Bedrohung für die libysche Bevölkerung.

Seit dem Sturz von Libyens langjährigem Machthaber Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 herrscht Chaos in dem nordafrikanischen Land. Die international anerkannte Regierung in Tripolis übt über weite Teile Libyens keine Kontrolle aus. In zahlreichen Gebieten haben bewaffnete Milizen das Sagen.

In der Hauptstadt Tripolis hatte sich die Sicherheitslage seit vergangenem Sommer verbessert. Damals hatten Regierungstruppen mit verbündeten Milizen ihre Rivalen aus der Stadt vertrieben. Entführungen sind aber nach wie vor häufig. (APA, 29.3.2018)