Wien – Der sogenannte Sittenwächter von Kaltenleutgeben (Bezirk Mödling) hat sich am Freitag in seinem Prozess am Wiener Landesgericht nicht schuldig bekannt. Er räumte ein, er sei am 15. Juni 2017 gegen eine nur spärlich bekleidete Frau und ihren Begleiter verbal vorgegangen: "Ich hab' angefangen, umgangssprachlich zu schimpfen. 'Ich fick dich in den Kopf.' Es war nicht ernst gemeint."

Der 24-Jährige gebürtige Tschetschene hatte sich mit mehreren Landsmännern an den Glitzersee begeben, um dort zu baden. Am Ufer bemerkten sie ein Pärchen, wobei der Mann seine Begleiterin fotografierte. "Sie hatte bloß eine Unterhose an, die nur hinten einen Faden hatte. Verstehen Sie, was ich meine?", schilderte der Angeklagte der Richterin seine Eindrücke. "Einen Tanga", erwiderte diese. Er habe eigentlich nicht hinsehen wollen, sei aber nicht in der Lage gewesen, sich abzuwenden, offenbarte der Tschetschene: "Ich bin ein Mann, ich bin schwach."

Laut Anklage wurde mit Vergewaltigung gedroht

Schließlich hätte er verlangt, die Frau möge sich ein T-Shirt überziehen: "Eh nicht die ganze Hose." Darauf sei es zu einem Disput mit dem männlichen Begleiter gekommen. Die Anklage lautet auf Nötigung und versuchte Körperverletzung. Aus Sicht der Anklagebehörde drohte der Tschetschene mit einer Vergewaltigung, sollte sich die Frau nicht bedecken. Den Fotografen wollte der 24-Jährige laut Strafantrag mit einen Tritt über eine 2,5 Meter hohe Böschung befördern. Der Mann konnte allerdings ausweichen.

"Das Verhalten, das er zur Schau gestellt hat, war sicher kein rhetorisches Ruhmesblatt", meinte Verteidiger Wolfgang Blaschitz über den Angeklagten. Von einer bedrohlichen Situation könne aber keine Rede sein. Wie Blaschitz betonte, sei das Oben-ohne-Baden in Österreich zwar nicht verboten, werde aber "nur mehr an Kärntner Seen und in einigen Wiener Freibädern praktiziert". (APA, 30.3.2018)