Bild nicht mehr verfügbar.

Jubeltraube um Scott Foster.

Foto: Reuters/ Dennis Wierzbicki-USA TODAY Sports

Bild nicht mehr verfügbar.

Der 36-jährige Buchhalter im Tor der Chicago Blackhawks hielt in seinen 14 Minuten Eiszeit alles, was es zu halten gab.

Foto: AP/ Kamil Krzaczynski

Chicago – Eigentlich dachte Scott Foster, dass es ein ganz normaler Abend werden wird, doch es sollte anders kommen. Der 36-jährige Buchhalter unterzeichnete einen Vertrag, schlüpfte in der Kabine des sechsmaligen Stanley-Cup-Gewinners Chicago Blackhawks in seine Goalie-Ausrüstung, und wenig später stand er auch schon auf dem Eis und im Tor des NHL-Klubs. Aus dem vermeintlich ganz gewöhnlichen Abend wurde seine Nacht.

14 Minuten ohne Fehler

Der frühere College-Goalie der Western-Michigan-Universität (2002 bis 2006) musste unerwartet einspringen, weil die Blackhawks-Keeper Anton Forsberg und Collin Delia wegen Verletzungen ausfielen. Er kam in den letzten 14 Minuten der Partie gegen die Winnipeg Jets zum Einsatz und leistete sich bei seinem Debüt in der NHL nicht einen Fehler, parierte sämtliche Schüsse, nämlich sieben an der Zahl, und überraschte mit der phänomenalen Fangquote von 100 Prozent nicht nur sich selbst, sondern auch sämtliche Beobachter in der Halle. Die Blackhawks gewannen schließlich ungefährdet 6:2, und Foster war ziemlich happy: "Das ist etwas, was mir keiner nehmen kann, das kann ich zu Hause meinen Kindern erzählen und sie ihren Freunden. Es hat Riesenspaß gemacht", sagte Foster nach der Partie.

Hobby-Goalie Foster ist Teil einer Crew, die nur in Notfällen zum Einsatz kommt. Die Ersatzgoalies können sowohl bei den Gastgebern als auch bei den Gästen eingesetzt werden, je nachdem, wo es brennt. Üblicherweise aber lautet das Abendprogramm: fein zu Abend essen und dabei gemütlich ein Spiel schauen.

Erst die Arbeit, dann das Spiel

Doch der zweifache verheiratete Familienvater Foster, der gewöhnlich in zwei Freizeitligen zwischen den Pfosten steht, musste ran, weil sich Forsberg beim Aufwärmen verletzte und Ersatzgoalie Delia bei seinem NHL-Debüt nach 25 von 27 gehaltenen Schüssen dasselbe Schicksal erlitt. Nach einer nur ganz kurzen Aufwärmphase war Foster bereit, und als er eine Minute später den ersten Schuss abwehrte, durfte er den Applaus von 21.839 Zuschauern genießen. Der Buchhalter musste zuvor aber ganz rasant einen Schockmoment verarbeiten, der ihn plötzlich ereilte, als er die Schoner überstreifte. Spätestens als er von den begeisterten Fans mit "Foster, Foster"-Sprechchören gefeiert wurde, war der blackout-ähnliche Zustand, wie er ihn beschrieb, aber auch schon wieder weg. "Wenige Stunden zuvor saß ich noch vor dem Computer und tippte auf der Tastatur, nun stehe ich vor euch Jungs, nachdem ich gerade 14 Minuten Eishockey in der NHL gespielt habe", sagte Foster stolz.

"Er war großartig", sagte Verteidiger Brent Seabrook. "Ich denke, die Jungs haben gemacht, was sie konnten, um ihn zu unterstützen. Aber er hat einige 'big saves' gemacht. "Was für ein Moment", sagte Blackhawks-Coach Joel Quenneville schmunzelnd.

Die Jets hatten zuletzt sechs Spiele in Serie gewonnen, zeigten sich trotz Niederlage aber dennoch beeindruckt von Fosters Leistung. "Es ist schon zäh, wenn man nach 50 Minuten zum Einsatz kommt und dann allein gelassen wird, wenn man davor noch kein NHL-Spiel bestritten hat. Ein großer Moment für ihn."

Die NHL hat erst letzte Saison beschlossen, dass es bei jedem Spiel Notfalls-Goalies geben muss. Einspringen musste ein Tormann seither erst einmal, als letzte Saison Zeugwart Jorge Alves von den Carolina Hurricanes beim 1:3 gegen Tampa Bay 7,6 Sekunden im Kasten stand. (honz, 30.3.2018)